Einkaufsmanagerindizes in der EWU: Die Schere wird größer

Der Composite-Einkaufsmanagerindex für den Euro-Raum ist im Mai leicht gesunken. Die Kluft zwischen Dienstleistern und Industrie wird größer.

 

Das Bild stellt ein Diagramm dar, das die Entwicklung der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für die Industrie und den Service Sektor im Euro-Raum über einen Zeitraum von 2019 bis 2023 zeigt. 

### Erklärung des Diagramms:
- **Achse der X-Koordinate**: Die Zeitspanne von 2019 bis 2023.
- **Achse der Y-Koordinate**: Die Indexpunkte, die den Wert der Einkaufsmanagerindizes anzeigen.

### Linienbeschreibungen:
1. **Blaue Linie (PMI Industrie EWU)**: Abbildung der PMI für den Industriesektor im Euro-Raum. Diese Linie zeigt die Schwankungen des Industriesektors, darunter auch einen signifikanten Rückgang um das Jahr 2020, wahrscheinlich bedingt durch die COVID-19 Pandemie.

2. **Orange Linie (PMI Service EWU)**: Darstellung der PMI für den Service Sektor im Euro-Raum über die Jahre. Sie verläuft tendenziell enger bei der Wachstumsgrenze, obwohl sie ähnliche Schwankungen wie die Industrie zeigt.

### **Wachstumsschwelle**:
- **Punktierte Linie**: Diese Linie markiert die Wachstumsschwelle, die bei einem PMI-Wert von 50 liegt. Ein PMI über 50 impliziert Wachstum, während ein Wert unter 50 Schrumpfung anzeigt.

### **Interpretation**:
- **Unterschiede zwischen Industrie und Service**: Man kann erkennen, dass der Service-Sektor im Vergleich zur Industrie eher auf einer gleichmäßigeren Linie mit weniger drastischen Schwankungen verläuft.

- **Vergrößerung der Kluft**: Der Titel "DIE KLUFT WIRD GRÖSSER" deutet darauf hin, dass sich die Differenzen zwischen dem PMI der Industrie und des Services im Laufe der Jahre vergrößert haben.

- **Auswirkung der Pandemie**: Der deutliche Rückgang um 2020 zeigt die signifikante Auswirkung der COVID-19 Pandemie auf die Wirtschaft des Euro-Raums.

Insgesamt bietet das Diagramm einen umfassenden Überblick über die wirtschaftlichen Trends und Schwankungen in unterschiedlichen Sektoren innerhalb der Euro-Wirtschaft über einen Zeitraum von fast fünf Jahren.

 

Im Mai 2023 ist der umfassende Composite-Index von S&P Global für den Euro-Raum von 54,1 auf 53,3 Punkte zurückgegangen. Auf den ersten Blick bewegt sich die Wirtschaft des Euro-Raums damit eigentlich auf einem soliden Niveau, was auf eine anhaltende Erholung hindeutet. Dahinter verbirgt sich aber eine deutliche Diskrepanz zwischen den beiden Bereichen. Zwar gab das Stimmungsbarometer für die Dienstleister leicht nach (-0,3 Zähler), es bleibt mit 55,9 Punkten klar über der neutralen Marke von 50 Indexpunkten. In der Industrie sackte die Messzahl jedoch weiter ab, von 45,8 auf 44,6 Punkte.

 

In der Industrie belasten die fehlenden Aufträge. Die Produktion schwächt sich weiter ab und wird zu großen Teilen durch einen Abbau der Auftragsbestände genährt. Zudem reduziert die Industrie die Verkaufspreise im Einklang mit abnehmenden Input- und Energiekosten. Das erhöht den Margendruck, könnte aber die Inflationsentwicklung etwas entlasten.

 

Anders stellt sich die Situation bei den Dienstleistern dar. Die Geschäfte laufen gut, die Neuaufträge legen zu – wenn auch leicht schwächer als zuvor – und die Absatzpreise werden nach Angaben von S&P Global weiter erhöht.

 

Auf Länderebene ist die Kluft zwischen den Dienstleistern und der Industrie in Deutschland noch stärker ausgeprägt als im EWU-Durschnitt. In Frankreich sanken dagegen beide Messzahlen, wobei hier wohl die Streiks gegen die Rentenreform eine Rolle gespielt haben.

 

Damit vergrößert sich die Schere zwischen der Industrie und dem Dienstleistungsbereich. Positive Konjunkturimpulse sind derzeit vor allem von den Dienstleistern zu erwarten, während die Industrie mehr und mehr zum Bremsklotz wird. Die EZB steht weiterhin vor großen Aufgaben, denn die steigenden Dienstleistungspreise dürfte weiterhin Druck auf die Kernrate ausüben, der wohl nur leicht von weniger stark steigenden Güterpreisen kompensiert wird.

-- Dr. Christoph Swonke