Biodiversität rückt verstärkt in den Fokus
Das Thema Biodiversität rückt bei Marktteilnehmern zwar mehr und mehr in den Fokus, insgesamt stehen wir jedoch noch am Anfang dieser Entwicklung. Fest steht aber auch: Der Verlust von biologischer Vielfalt wird auf Sicht von 10 Jahren als eines der größten weltweiten Risiken für die Menschheit wahrgenommen.
Nachdem der Blick auf Umweltrisiken in den letzten Jahren insbesondere vom Klimawandel geprägt war, findet das Thema Biodiversität immer stärkere Beachtung. Für das Gleichgewicht und die Stabilität von Ökosystemen ist die biologische Vielfalt von zentraler Bedeutung, da funktionierende Ökosysteme bzw. eine intakte biologische Vielfalt unverzichtbare Ökosystemdienstleistungen für die Menschheit erbringen. Dazu gehören beispielsweise die Regulierung des Klimas, die Bestäubung von Pflanzen sowie die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser.
Der Verlust von Biodiversität – beispielsweise resultierend aus der Zerstörung von Lebensräumen oder der Übernutzung natürlicher Ressourcen – hat wiederum dramatische Konsequenzen. Schätzungen der Weltbank zufolge drohen der Weltwirtschaft bis 2030 jährliche Verluste in Höhe von 2,7 Billionen USD, wenn die Länder nicht mehr in den Schutz und die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt investieren. Darüber hinaus zeigt ein Bericht des World Economic Forum, dass eine ökonomische Wertschöpfung in Höhe von 44 Billionen USD – mehr als die Hälfte des gesamten BIP der Welt – mäßig oder stark von der Natur und ihren Leistungen abhängig ist, sprich den Risiken aus dem Verlust von Biodiversität ausgesetzt ist.
Somit erscheint es sinnvoll, dass Unternehmen und Finanzinstitutionen nicht nur die klimabezogenen, sondern auch die mit dem Thema Biodiversität verbundenen Risiken ermitteln, bewerten und offenlegen sollen. Die Thematik hat auch bereits die Regulatorik auf den Plan gerufen, welche Aspekten der Biodiversität eine zunehmende Relevanz beimisst und Unternehmen sowie Banken verstärkt in die Pflicht nimmt. Neben verschiedenen EU-Initiativen (EU-Taxonomie oder ESRS) nennt beispielsweise auch die Bafin den Verlust der biologischen Vielfalt explizit als eines der zentralen ESG-Risiken. Fest steht: Die (negativen) Auswirkungen aus dem Verlust von Biodiversität und der Zerstörung von Ökosystemen rücken zunehmend in das Bewusstsein von Unternehmen, Investoren und Regulierern. An einer weiteren Auseinandersetzung mit diesem Thema bzw. einer Sensibilisierung für dieses Thema führt daher kein Weg vorbei.
-- Tobias Gruber