EWU: Von Aufschwung noch keine Spur – sinkende Inflation gibt ein wenig Hoffnung
Das Bruttoinlandsprodukt der EWU ist im dritten Quartal 2023 um 0,1% zum Vorquartal gesunken. Auch im restlichen Jahresverlauf dürfte die Konjunktur eher kraftlos verlaufen. Die sinkende Inflation hat ihre aber Spuren hinterlassen und die gestiegenen Zinsen belasten.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Europäischen Währungsunion (EWU) ist zwischen Juli und September 2023 im Vergleich zum Vorquartal um 0,1% gesunken. Wie üblich gab Eurostat im Rahmen im Rahmen der ersten Schnellschätzung noch keine Details bekannt.
Die teilweise spärlichen Informationen aus den einzelnen Mitgliedsländern zeigen kein einheitliches Bild. So sollen die privaten Konsumausgaben in Deutschland gesunken sein, während sie in Frankreich oder Spanien deutlich zulegten. Umgekehrt dürften die Investitionen in Deutschland ebenso wie in Frankreich erneut gestiegen sein, während sie in Spanien die Wachstumsdynamik belasteten.
Entsprechend unterschiedlich fielen die Ergebnisse in den großen Volkswirtschaften des Währungsraums aus. In Spanien stieg das BIP um 0,3% und in Frankreich um 0,1%. In Italien kam das Bruttoinlandsprodukt nicht vom Fleck und stagnierte. In Deutschland ging die Wirtschaftsleistung leicht um 0,1% zurück. Unter den kleineren Mitgliedsländern verzeichnete Belgien ein moderates Quartalsplus. Rückläufig war das BIP dagegen in Portugal (-0,3%), Österreich (-0,6%) und Irland (-1,8%).
Die Inflationsrate im Euro-Raum ist im Oktober erneut deutlich von 4,3% auf 2,9% gesunken. Der anhaltende Inflationsrückgang ist eine gute Nachricht. Allerdings ist die jüngste Abwärtsentwicklung auf die hohen Energiepreisniveaus des vergangenen Jahres zurückzuführen. Im Vergleich dazu liegen die aktuellen Niveaus vor allem bei Gas und Strom deutlich niedriger, und der Preisvergleich zeigt nun entsprechend deutlich rückläufige Inflationsraten. Auch die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel sank von 4,5% auf 4,2%. Bei den Industriegütern hat der Preisdruck deutlich nachgelassen, bei den Dienstleistungen aber nur marginal.
Die Konjunkturaussichten für den Euroraum bleiben auch im letzten Quartal verhalten. Der Rückgang der Inflation ist ein gutes Zeichen. Sie ist jedoch nach wie vor zu einem großen Teil auf die hohe Volatilität der Energiepreise zurückzuführen. Dagegen steigen die Preise für Nahrungsmittel und Dienstleistungen zwar langsamer, aber immer noch kräftig. Die bisherigen Kaufkraftverluste wirken noch nach. Eine rasche und durchgreifende Erholung des Konsums ist daher in diesem Jahr noch nicht zu erwarten. Auch die Umfrageindikatoren (Einkaufsmanagerindizes von S&P Global, Unternehmens- und Verbrauchervertrauen der EU-Kommission) deuten noch nicht auf eine baldige Erholung der Wirtschaft hin. Schwache außenwirtschaftliche Impulse und das hohe Zinsumfeld belasten.
-- Dr. Christoph Swonke