China: Nun ist auch Country Garden im Zahlungsverzug

Die hochverschuldeten chinesischen Immobilienentwickler haben weiterhin Probleme, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen und treiben daher aktuell aktiv ihre Umschuldung voran. Gläubiger müssen sich hierbei jedoch auf harte Schuldenschnitte einstellen.

 

 

Am Dienstagabend hat der chinesische Immobilienriese Country Garden die Nachfrist für eine Zinszahlung in Höhe von über 15 Mio. US-Dollar verstreichen lassen und gilt nun deshalb in Bezug auf seine gesamten Auslandsschulden als defaulted (= „im Verzug“). Damit gliedert sich der Konzern in die unrühmliche Reihe der zahlreichen chinesischen Bauträger ein, die seit 2021 Zahlungsausfälle vermeldet haben. Zwar waren die unmittelbaren Auswirkungen auf die Kurse der Aktien und Unternehmensanleihen erst einmal gering, denn der drohende Ausfall wurde vom Konzern im Vorhinein offen kommuniziert und war somit von den Anlegern bereits antizipiert. Doch in den kommenden Wochen laufen zahlreiche weitere Zinszahlungsfristen aus und bis zum Ende des Jahres werden nochmals mehr als 100 Mio. US-Dollar fällig.

 

Country Garden kündigte daher bereits an, in den nächsten Wochen einen Umschuldungsplan für seine Auslandsschulden vorzulegen, nachdem die Gläubiger bereits im September der Umstrukturierung der Inlandsverbindlichkeiten zugestimmt haben. Auch viele andere Entwickler haben bereits solche Pläne angekündigt oder sogar bereits vorgelegt. Hoffnung macht die zuletzt erfolgreich verlaufene Umschuldung von Sunac, einem anderen Big Player, der bereits 2021 in Zahlungsverzug geraten ist und seitdem einen langwierigen Umstrukturierungsprozess durchlaufen hat. Hierbei mussten jedoch Schuldenschnitte von über 70% in Kauf genommen werden, worauf sich wohl auch die Gläubiger der anderen Entwickler einstellen müssen. Dass im Lichte dessen überhaupt mit einer Zustimmung gerechnet werden kann, rührt daher, dass bei einer ungeordneten Abwicklung noch viel geringere Rückzahlungsquoten (unter 10%) drohen würden. Der Default Country Gardens könnte daher sogar als eine Art Schachzug angesehen werden, womit das Unternehmen die eigenen Umschuldungsbemühungen vorantreiben will.

 

Problematisch an den bisherigen Umschuldungsplänen ist jedoch, dass ihnen oftmals die Erwartung einer zumindest leichten Erholung der Wohnungsverkäufe zugrunde liegt – eine recht optimistische Annahme. Zwar hat die chinesische Regierung seit August einige Stabilisierungsmaßnahmen zur Ankurbelung der Nachfrage ergriffen, wodurch sich der zuletzt starke Rückgang der Wohnungsverkäufe abgeschwächt hat und die Verkäufe wieder etwas an Boden gewinnen konnten. Ob die Stimuli aber auch eine nachhaltige Kehrtwende im Immobilienmarkt bewirken können, ist dagegen mehr als fraglich. Zumal das gerade erst mühsam wiedererlangte Vertrauen der Wohnungskäufer schon bald erneut erschüttert werden könnte, da sich die Liquiditätsnöte Evergrandes zuletzt noch weiter zugespitzt haben. Hier könnte es demnächst sogar zu einer staatlich gelenkten Abwicklung kommen, da die Umschuldungsbemühungen nun bereits wiederholt gescheitert sind und dem Konzern Ende des Monats ansonsten sogar eine Zwangsliquidation per Gerichtsbeschluss droht. Die Lage im chinesischen Immobiliensektor dürfte daher erst einmal sehr fragil bleiben.

 

-- Marcus Beichert