Präsidentschaftswahl Türkei: Staatschef Erdogan macht das Rennen
Am Sonntag fand die zweite Runde der türkischen Präsidentschaftswahlen (Stichwahl) statt. Amtsinhaber Erdogan konnte hier mit 52,1% der Wählerstimmen das Rennen für sich entscheiden. Die türkische Lira fiel im Umfeld der Bekanntgabe dieses Wahlergebnisses gegenüber dem US-Dollar auf ein neues Rekordtief. Im Fokus des Marktes steht nun die Zusammensetzung des neuen Kabinetts.
Mit 52,1% der Wählerstimmen hat Staatspräsident Erdogan die zweite Runde der türkischen Präsidentschaftswahlen (Stichwahl) am Sonntag klar für sich entschieden. Sein Herausforderer von der Opposition, Kilicdaroglu, erreichte nach Angaben der staatlichen Wahlkommission 47,9% der Stimmen. Damit wird Staatschef Erdogan für weitere fünf Jahre die politischen Geschicke des Landes bestimmen. Dass es dem aus sechs Parteien bestehenden Oppositionsbündnis unter der Führung von Kilicdaroglu nicht gelungen ist, einen politischen Machtwechsel herbeizuführen, dürfte u.a. auf den Medienvorteil von Staatschef Erdogan im Wahlkampf zurückzuführen sein. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Tatsache, dass bereits während des Wahlkampfes immer wieder deutlich wurde, dass sich das oppositionelle Wahlbündnis selbst nicht grün ist. Dies könnte wählerseitig die Frage nach der Stabilität dieses Bündnisses im politischen Alltag aufgeworfen haben.
Die Lira zeigte sich von diesem Wahlergebnis verunsichert und fiel gegenüber dem US-Dollar auf ein neues Rekordtief. Verwunderlich ist diese Reaktion nicht, sind doch die Hoffnungen auf umfassende Wirtschaftsreformen sowie eine künftig politisch unabhängige Geldpolitik geschwunden. Zwar ist nicht auszuschließen, dass Staatspräsident Erdogan die türkische Notenbank nach der Wahl für eine gewisse Zeit lang wieder an der längeren Leine lässt. Letztendlich ist jedoch davon auszugehen, dass er weiter auf niedrige Zinsen zur Förderung von Investitionen sowie der nationalen Kreditnachfrage setzen wird. Unserer Ansicht nach dürfte die türkische Lira unter diesen politischen Vorzeichen weiterhin einen schweren Stand haben.
Im Fokus des Marktes steht nun die Frage, wie Staatspräsident Erdogan sein neues Kabinett aufstellen wird. In einer Rede sagte der Staatschef, er werde ein neues Team mit „internationaler Glaubwürdigkeit“ zusammenstellen. Wenig überraschend ließ sich die Lira von diesen Worten nicht beeindrucken. Denn selbst wenn Erdogan ein oder zwei Minister ernennen sollte, die marktseitig wohlwollend aufgenommen werden, so machten doch die vergangenen Jahre deutlich, wer in der Türkei letztendlich das politische Sagen hat.
-- Dr. Sandra Striffler