Hohe Kosten und Zinswende sorgen für Belastungen im Mittelstand
Die Ergebnisse einer repräsentativen Sonderumfrage der DZ BANK zeigen, dass der Mittelstand trotz Energiepreisbremsen weiter unter der gestiegenen Kostenbelastung leidet. Zudem sorgt die Zinswende bei einem Viertel der Befragten für eine Investitionszurückhaltung.
Auch wenn die Preissteigerungen auf Unternehmens- und Verbraucherseite zuletzt an Dynamik verloren haben, gibt es keinen Grund für eine Entwarnung. Zwar dürfte eine weitere Verschärfung vor allem angesichts der Entspannung bei den Strom- und Gaspreisen und der entsprechenden Preisbremsen ausbleiben. Die Energiekosten liegen aber weiter deutlich über dem Niveau von 2019/20. Dementsprechend bleibt die Kostenbelastung hoch.
Dies zeigen die Ergebnisse unserer Sonderumfrage unter mehr als 1.000 mittelständischen Unternehmen. Zwar hat sich der Anteil der befragten Unternehmen, die unter der hohen Kostenbelastung leiden, im Vergleich zum vergangenen Herbst leicht reduziert. Der von den Unternehmen empfundene Margendruck durch die gestiegenen Einkaufspreise sank aber lediglich von 80% auf 75%. Zudem reicht die Strom- und Gaspreisbremse vier von zehn Mittelständlern nicht aus.
Die anhaltend hohe Belastung der Mittelständler zeigt sich auch an ihren Erwartungen hinsichtlich einer im Zuge der hohen Inflation steigenden Lohnkostenbelastung. Fast vier von fünf Mittelständlern rechnen als Folge der hohen Inflationsraten mit steigenden Lohnkosten für ihr Unternehmen. Daher dürften die Unternehmen versucht sein, die gestiegenen Lohnkosten an ihre Kunden weiterzureichen, wodurch eine Preis-/Lohnspirale drohen könnte.
Für mehr als ein Viertel der befragten Mittelständler hat zudem die Zinswende negative Auswirkungen auf ihr Investitionsverhalten. Bei den ostdeutschen Mittelständlern ist es sogar fast ein Drittel. Dabei sinkt die Investitionszurückhaltung mit zunehmender Unternehmensgröße.
Insgesamt ergibt sich aus unserer Sonderumfrage ein zwiespältiges Bild für den Mittelstand. Einigen Lichtblicken stehen auch merkliche Eintrübungen gegenüber. Vorerst dürften viele mittelständische Unternehmen in Deutschland damit weiterhin vor großen Herausforderungen stehen.
-- Dr. Claus Niegsch