Chinas Dienstleister bleiben optimistisch, Industrie-Klima schon wieder verhaltener

Die chinesischen Einkaufsmanagerindizes sind auch im März kräftig ausgefallen. Im Dienstleistungssektor wurde sogar der höchste Indexwert seit 12 Jahren erreicht. Der Umfragewert für die Industrie gab dagegen auf gutem Niveau schon wieder nach.

 

CHINA: EINKAUFSMANAGERINDIZES SIGNALISIEREN KRÄFTIGES Q1, INDUSTRIE ZEIGT ABER SCHWÄCHEN

 

Die chinesische Wirtschaft hat auch im März weiter von den Öffnungseffekten nach dem Ende der Null-Covid-Politik profitiert, das signalisieren die aktuellen Einkaufsmanagerumfragen des chinesischen Statistikamtes. Vor allem im Dienstleistungssektor ist die Stimmung weiterhin sehr gut, der entsprechende Umfragewert verbesserte sich zuletzt noch einmal deutlich und erreichte mit 58,2 Punkten den höchsten Stand seit Anfang 2011. Schon im Februar war der Index auf ein 10-Jahres-Hoch geklettert. Dagegen zeigen sich die Einkaufsmanager im verarbeitenden Gewerbe wesentlich weniger optimistisch. Mit 51,9 Punkten liegt der Umfragewert zwar ebenfalls weiterhin deutlich im Wachstumsbereich, der Indikator ging gegenüber dem 10-Jahres-Hoch vom Vormonat jedoch schon wieder leicht zurück.

 

Das divergente Bild überrascht kaum. Chinas Exportindustrie leidet zurzeit erkennbar unter der schwachen globalen Nachfrage. Vor allem die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten, dem wichtigsten Absatzmarkt der Volksrepublik, sind zuletzt gesunken. In der aktuellen Umfrage haben denn auch schwächere Exportaufträge das Stimmungsbild maßgeblich getrübt. Dagegen profitiert der Dienstleistungssektor vom enormen Nachholbedarf der Konsumenten nach drei Jahren strenger Corona-Politik. Die wirtschaftliche Erholung ist hauptsächlich konsumgetragen, vor allem Reisen stehen bei den Verbrauchern hoch im Kurs, das belegen aktuelle Mobilitätsdaten.

 

Insgesamt lassen die Umfragewerte der ersten drei Monate dieses Jahres darauf schließen, dass die chinesische Wirtschaft im ersten Quartal kräftig gewachsen ist – wesentlich früher, als dies vor wenigen Wochen noch möglich erschien. Allerdings werden die Konjunkturbäume in China in diesem Jahr auch nicht in den Himmel wachsen. Die schwachen Exporte werden wohl noch eine ganze Weile eine Belastung bleiben – nicht nur wegen der Konjunkturschwäche in weiten Teilen der Welt, sondern auch, weil die Verbraucher nach der Pandemie wieder vermehrt Dienstleistungen statt Waren konsumieren. Gleichzeitig dürfte der Nachholbedarf der chinesischen Konsumenten schon bald an Grenzen stoßen, da sie während der Lockdowns – anders als beispielsweise die Menschen in Deutschland – kaum zusätzliche Ersparnisse anhäufen konnten. Viele erlitten Einkommenseinbußen. Und schließlich werden von der wiedererwachten Reiselust der Chinesen eher die Nachbarländer als die heimische Wirtschaft profitieren.

 

Dank des kräftigen ersten Quartals wird das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr gleichwohl ordentlich ausfallen. Wir haben unsere Prognose für 2023 unlängst noch einmal auf 5,5% angehoben. Das selbstgesteckte und von vielen als relativ vorsichtig empfundene Wachstumsziel der chinesischen Regierung von 5,0% sollte also gut zu erreichen sein. Schon in der zweiten Jahreshälfte dürfte der Schwung aber erkennbar nachlassen. Im kommenden Jahr ist daher schon wieder mit einem deutlich schwächeren Wachstum von 4,5% zu rechnen.

-- Monika Boven