Fed fast fertig mit den Zinsanhebungen

Die US-Notenbank hat den Zinskorridor um 25 Basispunkte angehoben und die Währungshüter erwarten einen weiteren Zinsschritt nach oben in diesem Jahr.

 

Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (FOMC) hat Mittwochabend einstimmig eine Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte beschlossen. Insgesamt hält das FOMC das US‑Bankensystem für solide und widerstandsfähig, wenngleich das Risiko von Turbulenzen bei kleineren regionalen US-Banken bestehe. Laut Fed könnten die aktuellen Bankenprobleme zu einer Verschärfung der Kreditkonditionen für Haushalte und Unternehmen führen und die Konjunktur, den Arbeitsmarkt und die Inflation belasten.  Trotz dieser Risiken halten die Währungshüter eine weitere Leitzinserhöhung auf der kommenden Ratssitzung für wahrscheinlich. Darauf deutet der von den Notenbankern erwartete Zinspfad (die sogenannten Dot-Plots) hin. Die Währungshüter gehen davon aus, dass die Fed Funds Rate Ende 2023 bei rund 5,1% liegen werde.

 

Powell begann die Pressekonferenz mit einer ausführlichen Stellungnahme zum Bankensektor. Er wies darauf hin, dass in letzter Zeit ernsthafte Probleme bei kleineren Banken aufgetreten seien. Werden diese nicht adressiert, könnte das Vertrauen in gesunde Banken untergraben werden. Die eingeleiteten Maßnahmen seien jedoch ausreichend, um möglichen Liquiditätsengpässen entgegenzuwirken. Mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Situation wies Powell erneut auf die Inflationsrisiken hin. So erwartet er einen langwierigen Disinflationsprozess und rechnet mit einer Inflationsrate, die für längere Zeit oberhalb des Zielwertes der Fed liegen wird. Gleichzeitig bleibe der US-Arbeitsmarkt stark überhitzt. In diesem Umfeld sieht Powell keinen Spielraum für Zinssenkungen.

 

Letztlich hofft die Fed, dass die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor die Arbeit der Notenbanker erleichtern werden. Eine Verschärfung der Kreditkonditionen könnte zu einem schnelleren Rückgang der Inflationsraten führen und die Abkühlung am Arbeitsmarkt beschleunigen. Genau dies hat die Fed in den vergangenen Monaten mit ihren kräftigen Leitzinserhöhungen (erfolglos) versucht. Für den weiteren geldpolitischen Kurs ist es unseres Erachtens völlig unerheblich, ob noch ein weiterer Zinsschritt nach oben folgen wird oder nicht. Wichtig wird allein sein, ob und wenn ja, wie stark und wie schnell sich die Bankenprobleme auf die wirtschaftliche Dynamik auswirken. Diese Entwicklung wird über mögliche erste Zinssenkungen der Fed entscheiden.

 

Powell selber hält eine Lockerung der Geldpolitik in diesem Jahr für unwahrscheinlich. Obwohl er diese Einschätzung mehrfach mit Nachdruck wiederholt hat, geht der Markt nach wie vor davon aus, dass der Zinskorridor in diesem Jahr schnell und deutlich gesenkt wird. Wir stehen eher auf der Seite der US-Notenbank. Sollten sich weitere Turbulenzen in Grenzen halten und eine systemische Bankenkrise ausbleiben, dürfte die Fed angesichts des anhaltend hohen Preis- und Lohndrucks in diesem Jahr keine Lockerung der geldpolitischen Zügel beschließen.

-- Birgit Henseler


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