Wirtschaft Südafrikas hinkt weiter hinterher

Die Wirtschaft Südafrikas ist im vergangenen Jahr nur um 2,0% gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Im internationalen Vergleich ist das eine schwache Entwicklung. Korruption und eine völlig veraltete Infrastruktur bleiben wohl weiterhin der größte Hemmschuh für die Konjunktur.

 

 

Positive Nachrichten aus der größten afrikanischen Volkswirtschaft sind weiterhin Mangelware. Der Rückgang beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal fiel sogar noch stärker aus als erwartet. Verantwortlich für das Minus von 1,3% beim BIP ist im Wesentlichen ein kräftiger Rückgang bei den Exporten um fast 5%. Verursacht hat das wohl vor allem ein neuer Höhepunkt bei der Zahl der Stromabschaltungen, der tiefe Spuren bei der Produktion der Landwirtschaft und dem Bergbau hinterließ.

 

Für das Jahr 2022 steht zwar dennoch immerhin ein Wirtschaftswachstum von 2,0% zu Buche. Dies ist allerdings nur vordergründig eine positive Bilanz. Südafrika hinkt schon länger der weltwirtschaftlichen Dynamik hinterher und wächst als Schwellenland nur im Schneckentempo. Auch im vergangenen Jahr vergrößerte sich die Kluft, da im weltweiten Durchschnitt ein Zuwachs um mehr als 3% erwirtschaftet wurde. Darüber hinaus gleicht der Verlauf der letzten Quartale einem recht groben Zickzackmuster und bildet damit ebenfalls die Unzuverlässigkeit der Energieversorgung ab. Bereits im zweiten Quartal 2022 war das BIP um 0,8% geschrumpft, weil die Exporte rückläufig waren.

 

Bei diesem wirtschaftlichen Umfeld ist es auch keine Überraschung, dass die Investitionen das Niveau aus der Vor-Corona-Zeit noch nicht wieder erreicht haben. Die Abkehr vieler westlicher Länder von Russland als Rohstofflieferanten kann auch deshalb kaum der südafrikanischen Exportwirtschaft zugutekommen. Die Erweiterung und Modernisierung der Infrastruktur wird die Regierung Ramaphosa in Anbetracht der angespannten staatlichen Haushaltslage wohl weiterhin schuldig bleiben. Die zur Entlastung der privaten Haushalte schon lange bestehende Deckelung der Stromtarife engt darüber hinaus den finanziellen Spielraum des staatlichen Stromversorgers Eskom deutlich ein.

 

Gänzlich gähnende Leere bezüglich positiver Nachrichten herrscht dennoch nicht. So stützt der private Konsum trotz der hohen Arbeitslosigkeit die konjunkturelle Entwicklung. Umfragen zeigten sogar zuletzt eine leichte Stimmungsverbesserung bei den Verbrauchern. Das Wirtschaftsklima zeichnet hingegen nur ein sehr verhaltenes Bild, so dass in diesem Jahr bei der gesamtwirtschaftlichen Leistung wohl nur mit einem Anstieg um 1% zu rechnen ist.

 

-- Dr. Christine Schäfer


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