Wie die Luftfahrtbranche das Klimaneutralitätsziel erreichen möchte

Ab dem Jahr 2050 sollen keine CO2-Emissionen mehr durch den Luftverkehr verursacht werden. Zwar wird der Anteil des CO2-Ausstoßes aus der internationalen Luftfahrt weltweit auf lediglich 3% bis 4% der Gesamtemissionen geschätzt. Stark steigende Passagierzahlen und Handelsvolumina haben jedoch einen überproportionalen Anstieg der Treibhausgasemissionen aus dem Luftverkehr zur Folge. Für die Luftfahrtbranche gilt es, auf dem Weg zum CO2-neutralen Fliegen erhebliche Herausforderungen zu überwinden.
 


Die Erneuerung der aktuellen Flotten durch effizientere Modelle der neuesten Generation kann zu einer Reduzierung des Treibstoffverbrauchs um schätzungsweise 20% bis 25% führen und zudem die Lärmbelastung verringern. Mit der Optimierung des Betriebs in der Luft und am Boden lässt sich ebenfalls der CO2-Anstieg verringern. Dazu gehören beispielsweise eine effiziente Streckenplanung und die Vermeidung von Warteschleifen beim Fliegen oder ein reduzierter Triebwerkseinsatz, ein emissionsarmer Fuhrpark und ein nachhaltiges Gebäudemanagement am Flughafen.

 

Bis jedoch innovative technische Lösungen Marktreife erlangen, ist die Kompensation von CO2-Emissionen ein bedeutendes Instrument. Mit dem Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation (CORISA) des internationalen Zivilluftfahrtverbandes ICAO soll das Wachstum des Luftverkehrs seit 2020 CO2-neutral erfolgen. Für das darüberhinausgehende CO2 müssen die Fluggesellschaften Zertifikate von zertifizierten Klimaschutzprojekten kaufen, die die entsprechende Menge an anderer Stelle einsparen. Das seit 2021 laufende Pilotprojekt von CORISA mit freiwilliger Mitgliedschaft soll 2027 in die verbindliche Phase übergehen.

 

Eine wesentliche Rolle auf dem Weg zur Klimaneutralität kommt der Entwicklung des Wasserstoffantriebs zu. Airbus beispielsweise arbeitet daran, bis 2035 ein wasserstoffbetriebenes Verkehrsflugzeug auf den Markt zu bringen. Es dürfte allerdings noch längere Zeit dauern, bis die Flugzeugflotten der Airlines darauf umgestellt werden könnten. Damit dies gelingen kann, muss Wasserstoff in ausreichender Menge zu wettbewerbsfähigen Kosten verfügbar sein und es ist der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur an den Flughäfen erforderlich.

 

Von entscheidender Bedeutung ist die Entwicklung und Einführung von alternativen Flugkraftstoffen, den Sustainable Aviation Fuels (SAF). Über den gesamten Lebenszyklus haben SAFs ein Einsparpotenzial von bis zu 80% der CO2-Emissionen.Technisch ist es für den Flugbetrieb in der Regel bereits möglich, SAFs bis zu 50% beizumischen. Die Flugzeughersteller Airbus und Boeing streben an, dass die Flugzeuge bis 2030 zu 100% mit SAF betrieben werden können. Bislang sind SAF aber nur begrenzt verfügbar und um ein Vielfaches teurer als herkömmliches Kerosin. Hier bedarf es geeigneter politischer Rahmenbedingungen, um eine wettbewerbsfähige und ökologisch nachhaltige Produktion in der notwendigen Größenordnung aufzubauen.

 

Jede einzelne Maßnahme reicht für sich nicht aus, um das Ziel des klimaneutrales Fliegen zu möglichen. Nur bei erfolgreicher Umsetzung sämtlicher, zur Verfügung stehender Optionen in Kombination kann das Netto-Null-Ziel erreicht werden.

 

-- Markus Rohleder


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