Inflationsrate im Euro-Raum sinkt deutlich – Kernrate steigt aber weiter

Der Inflationsdruck im Euro-Raum hat im Dezember nachgelassen. Staatliche Entlastungsmaßnahmen in Deutschland haben dazu beigetragen. Der Anstieg der Kernrate ist die größte Herausforderung für die EZB. 
 


Im Dezember ist die Inflationsrate im Euro-Raum nach zuvor zweistelligen Raten im Oktober und November wieder unter die Marke von 10% gerutscht. Nach 10,1% in November lag die Teuerungsrate der Verbraucherpreise bei 9,2%. Für den Rückgang ist allein ein langsamerer Anstieg der Energiepreise ausschlaggebend gewesen. Mit einem Plus gegenüber dem Vorjahresmonat von 25,7% nach zuvor 34,9% ist dieser aber immer noch mehr als kräftig. Die Preisentwicklung in den anderen Bereichen war dagegen weiterhin aufwärtsgerichtet. Neben stärker steigenden Preisen für Nahrungs- und Genussmittel beschleunigte sich auch der Preisauftrieb für industrielle Güter und für Dienstleistungen. Daher legte auch die Kernrate, also die Preisentwicklung ohne Nahrungsmittel und Energie, weiter zu. Sie stieg von 5,0 auf 5,2%.

 

Der verlangsamte Anstieg der Energiepreise lag zum Teil an einer Beruhigung des Rohölpreis, der zu Entlastungen beim Tanken und Heizen führte. Den Löwenanteil dürften jedoch die staatlichen Entlastungsmaßnahmen in Deutschland ausgemacht haben. Durch die Übernahme der Dezember-Abschlagszahlung durch den Staat bekamen hierzulande viele private Haushalte Erdgas und Fernwärme zum „Nulltarif“. Daher verzeichnete unter den großen Mitgliedsländern des Euro-Raums die deutsche Inflationsrate auch mit Abstand den deutlichsten Rückgang.

 

Im neuen Jahr 2023 gehen wir davon aus, dass der Preisauftrieb bei den Energiepreisen in der Tendenz weiter abnehmen dürfte. Die Preise für Gas an den Rohstoffbörsen haben sich angesichts der komfortablen Speicherauslastung und den vergleichsweise milden Wintertemperaturen beruhigt. Zudem wirken die staatlichen Kompensationsmaßnahmen weiter und dämpfen den Inflationsdruck. Die Preisentwicklung bei Nahrungsmitteln, Gütern und Dienstleistungen muss jedoch im Auge behalten werden. Hier ist eine Trendwende noch nicht absehbar. In der Vermeidung einer drohenden Verfestigung des steigenden Inflationstrends in diesen Bereichen liegt die größte Herausforderung für die Europäische Zentralbank.

 

-- Dr. Christoph Swonke