Australien: Sichtbares Wachstum in Q3, aber der Häusermarkt bröckelt

Die australische Wirtschaft ist im dritten Quartal sichtbar um 0,6% gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Gleichzeitig ist aber auch die Inflation auf ein Rekordhoch geklettert. Zudem schickt das durch die Notenbank erhöhte Zinsniveau die Häuserpreise auf Talfahrt.
 


Im dritten Quartal konnte die australische Wirtschaft ihre Leistung um 0,6% gegenüber dem Vorquartal steigern. Das kräftige Tempo vom zweiten Quartal konnte damit erwartungsgemäß nicht ganz gehalten werden. Auch wenn sich am aktuellen Rand die Stimmung in der Wirtschaft etwas eingetrübt hat, so wird für dieses Jahr wohl letztlich beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein Zuwachs von rund 4% zu Buche stehen. Da bereits 2021 durch ein stattliches BIP-Wachstum von fast 5% gekennzeichnet war, steht der australische Arbeitsmarkt derzeit sehr gut dar. Es ist nicht nur die corona-bedingte Erhöhung der Arbeitslosigkeit verschwunden, sondern mit einer Arbeitslosenquote von rund 3,5% in den letzten Monaten herrscht quasi Vollbeschäftigung. Dennoch befindet sich bei diesem recht positiven Umfeld der Häusermarkt unter Druck.

 

Wie in vielen anderen Ländern sehen sich auch in Australien die Konsumenten mit einer sichtbar erhöhten Inflation konfrontiert. Im dritten Quartal lag die Jahresteuerungsrate bei 7,3%, während der langjährige Mittelwert nur bei 2,6% notiert. Die Notenbank hat zur Bekämpfung der Inflation die Leitzinsen bereits um 300 Basispunkte erhöht. Für die privaten Haushalte hat sich dadurch der Kauf einer Immobilie verteuert und die Zahl der Hausverkäufe ist deshalb inzwischen rückläufig – allerdings von einem rekordhohen Niveau. Auch die Immobilienpreise sind abwärtsgerichtet. Gegen einen tiefen Preisverfall sprechen allerdings die bereits gesunkenen Bauinvestitionen und die rückläufigen Anträge für Neubauten. Darüber hinaus wird die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen durch eine recht schnell erholte Netto-Zuwanderung bei gleichzeitig kaum vorhandenen Leerstand auf dem Mietmarkt gestützt.

 

Auf dem Ausblick für die australische Konjunktur lasten also nicht nur die abgekühlte Weltkonjunktur und der Kaufkraftschwund für die privaten Haushalte. Die Drosselung beim Häusermarkt kommt noch hinzu. Für das kommende Jahr rechnen wir deshalb nur mit einem Wirtschaftswachstum von knapp 2%. Mittelfristig stützen umfangreiche umwelt- und energiepolitische Investitionsvorhaben die Konjunktur. Da sich die erst seit Mitte des Jahres im Amt befindliche Regierung unter Premierminister Albanese zur Beibehaltung des nachhaltigen fiskalischen Kurses bekannt hat, wird es von dieser Seite jedoch kein wirtschaftliches Strohfeuer geben. 

 

-- Dr. Christine Schäfer


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