EWU-Inflationsrate: Ist die Spitze erreicht?

Die Inflationsrate im Euro-Raum ist im November leicht auf 10,0% zurückgegangen. Vor allem bei den hohen Energiepreisen zeigte sich ein weniger kräftiger Anstieg als zuvor, während Lebensmittel teurer werden.
 


Die Inflationsrate im Euro-Raum – gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) – ist im November von 10,6 auf 10,0% leicht zurückgegangen und hat das Allzeithoch von Oktober zumindest erstmal hinter sich gelassen. Wenig überraschend lieferten die Energiepreise weiterhin den größten Beitrag zur immer noch hohen Teuerungsrate. Sie legten allerdings nicht so kräftig zu wie zuvor und sorgen damit für die Ermäßigung der Inflationsentwicklung. Unterdessen zogen die Preise für Lebensmittel noch stärker an als zuvor, während die Preissteigerung für industrielle Güter unverändert blieb und die für Dienstleistungen leicht geringer ausfiel.

 

Auf Länderebene ging die Teuerungsrate der Verbraucherpreise mehrheitlich zurück. In Deutschland sank sie von 11,6% auf 11,3%, in Italien von 12,6% auf 12,5% und in Spanien von 7,3% auf 6,6%. Besonders deutlich war der Rückgang in den Niederlanden von 16,8% auf 11,2%. Allerdings ist die Erfassung der aktuell hohen Energiepreise in der niederländischen Preisstatistik verzerrt, da bislang nur die Preise für neu abgeschlossene Verträge im jeweiligen Berichtsmonat erfasst wurden. Dementsprechend haben die jüngsten sehr starken Preisanstiege für Strom und Gas die niederländische Inflationsrate besonders stark nach oben gezogen. In Frankreich bleibt die Teuerungsrate mit 7,1% unverändert.

 

Insgesamt ist der leichte Rückgang der EWU-Inflationsrate ein erster Lichtblick. Die Energiepreise sind nicht mehr in dem Ausmaß gestiegen wie zuletzt. Für die Ermäßigung haben wohl die jüngst etwas niedrigeren Benzin- und Dieselpreise sowie leicht günstigeres Heizöl gesorgt. Zudem dürfte eine schwächere Konsumnachfrage in einigen Bereichen zu gewissen Preisnachlässen geführt haben. Ab Dezember stehen in Deutschland staatliche Entlastungen in Aussicht, die den weiteren Energiepreisanstieg drosseln sollten. Ähnliches ist auch in anderen Euro-Ländern zu erwarten. Dennoch notieren die Strom- und Gaspreise in der Währungsunion noch immer deutlich über dem Niveau von vor einem Jahr. Sie werden auch nicht so schnell nachgeben. Zudem bleibt bei Gütern und insbesondere bei Lebensmitteln der Preisdruck hoch. Ein schneller und vor allem deutlicher Rückgang der EWU-Inflation ist daher vorerst noch nicht in Sicht.

 

-- Dr. Christoph Swonke


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