FIFA schickt WM in die Wüste

Der WM-Ball rollt wieder. Begleitet wird die Veranstaltung von Kritik an der FIFA und Gastgeber Katar. Zumindest aus sportlicher Sicht dürfte es dennoch spannend werden.

 

Der Weg zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft in Katar kann als steinig bezeichnet werden. Bereits bei der Vergabe nach Katar im Jahr 2010 hagelte es Kritik. Und das nicht gerade zu Unrecht, wurde der Zuschlag doch nachgewiesener­maßen u.a. durch Klüngeleien und Korruption unter FIFA-Funktionären ermöglicht. Aufgrund einer unzureichenden Menschenrechtslage im Emirat fordern zahlreiche Vereine und Interessenverbände sogar einen Boykott des sportlichen Großereignis­ses. Die Veranstalter, die FIFA, international renommierte Arbeitsorganisationen und selbst deutsche Politiker, darunter Bundesinnenministerin Faeser, verweisen hinge­gen auf einen von der politischen Führung in Katar eingeschlagenen Reformprozess. Zumindest Faeser hat bereits angekündigt, das erste Spiel der deutschen Mannschaft live vor Ort ansehen zu wollen.

 

Dass die Bundesinnenministerin mit ihrem Interesse an der ersten Winter-Fußball-WM nicht allein dasteht, legt unsere Umfrage unter DZ BANK Kolleginnen und Kollegen nahe. Demnach planen zwei Drittel der Befragten, das Turnier zu verfolgen, während hingegen jeder Fünfte vorhat, das sportliche Großereignis zu boykottieren. Einen klaren Favoriten auf den WM-Titel ergab die Umfrage nicht. Neben Frankreich (Titelverteidiger) werden Brasilien (aktuell Nummer eins der Weltrangliste) gute Chancen zugesprochen. Deutschland („Turniermannschaft“) bewegt sich mit Spanien in der Verfolgergruppe. Auch England (Team mit dem teuersten Kader der WM) dürfte beim Kampf um den Pokal ein Wörtchen mitreden wollen. Der Boden für ein zumindest in sportlicher Hinsicht spannendes Turnier wäre demnach gegeben.

 

Inwieweit die Weltmeisterschaft für die direkt oder indirekt beteiligten Unternehmen ein Erfolg wird, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt schwer abschätzen. Neben den teils vorherrschenden kritischen Diskussionen spielt in diesem Zusammenhang auch die für ein derartiges Fußballturnier unübliche Jahreszeit eine nennenswerte Rolle. Geht es nach unserer Umfrage, zeichnen sich zumindest an einigen Stellen Unterschiede beim Konsumverhalten ab, was potenziell Spuren in den „WM-Erlösen“ hinterlassen könnte. Dabei dürften potenzielle WM-Effekte vor allem für Unternehmen aus den Bereichen Sportartikel (Nachfrage nach Trikots, Fußbällen), Nahrungsmittel (Pizza, Chips und Grillzubehör) sowie Unterhaltungselektronik (Nachfrage nach TV-Geräten) von Bedeutung sein. Bei den möglichen Auswirkungen ist indes zu berücksichtigen, dass es sich bei den Unternehmen dieser Branchen in der Regel um global agierende Konzerne handelt, deren Umsätze von den in Deutschland sehr intensiv geführten Debatten nur partiell tangiert sein dürften.

 

-- Peter Spengler, Thomas Maul, Sören Hettler