Britische Wirtschaft schrumpft in Q3 –Schlusslicht im Kreis der G7

Die britische Wirtschaft ist im Sommer wohl in eine Rezession gerutscht, auch wenn der BIP-Rückgang in Q3 milder war als befürchtet und Sondereffekte eine Rolle gespielt haben. Die Aussichten sind aber trüb.

 

Auch die britische Wirtschaft konnte mit den Zahlen zur Wirtschaftsleistung im dritten Quartal für eine positive Überraschung sorgen – allerdings nur insofern, als dass der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) weniger stark ausgefallen ist als erwartet. Mit -0,2% gegenüber dem Vorquartal ist die „Wachstums“bilanz der Briten im zurückliegenden Quartal immer noch die schwächste im Kreis der größten Industrieländer, der G7-Staaten. Im September schrumpfte die britische Wirtschaft sogar um 0,6%, was allerdings auch auf den zusätzlichen Feiertag anlässlich der Beerdigung der Queen zurückzuführen ist.

 

Der konjunkturelle Schwachpunkt in Großbritannien ist schnell ausgemacht: Der private Konsum ist über den Sommer um 0,5% gesunken und hat damit wesentlich zum Rückgang der Gesamtwirtschaft beigetragen. Auch branchenseitig weisen die Groß- und Einzelhändler die höchsten Wertschöpfungsverluste im Quartalsschlussmonat September auf. Angesichts einer Inflation von über 10% drosseln die Verbraucher ihre Ausgaben immer stärker. Das dürfte sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen, trotz der seit Oktober greifenden Energiepreisbremse. Da die Maßnahme mit dem erneuten Regierungswechsel in London aber auf sechs Monate begrenzt wurde und schon im Frühjahr mit erneuten Gas- und Strompreiserhöhungen gerechnet werden muss, werden die privaten Haushalte in diesem Winterhalbjahr ihr Geld wohl weiter zusammenhalten.

 

Wesentlich kräftiger als erwartet sind zuletzt die Ausfuhren ausgefallen, die von Nachholeffekten durch zuvor gestörte Lieferketten sowie von der Pfundschwäche profitiert haben dürften. Auch die Investitionen überraschten auf der positiven Seite, trotz der zuletzt deutlich gestiegenen Zinsen aufgrund der strafferen Geldpolitik sowie der von der Truss-Regierung ausgelösten Marktturbulenzen. Höhere Finanzierungskosten sowie die nun doch im Frühjahr vorgesehene Unternehmenssteuererhöhung von 19 auf 25% dürften die Investitionsbereitschaft der Unternehmen aber schon bald erheblich dämpfen. Auch die Exportkonjunktur wird sich angesichts des Abschwungs der Weltwirtschaft wohl bald abkühlen.

 

Die Aussichten für die kommenden Quartale sind also trüb. Die britische Wirtschaft ist damit wahrscheinlich schon im Sommer in eine Rezession abgerutscht, die bis ins Frühjahr kommenden Jahres anhalten dürfte. Wir rechnen 2023 mit einem BIP-Rückgang in Großbritannien um 1,4%.

 

-- Monika Boven


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