Bitcoin zwischen Ukraine-Krieg und US-Regulierung
Der Ukraine-Krieg, weltweite Regulierungsbemühungen, hohe Inflationsraten und anstehende Leitzinswenden halten das Kryptowährungs-Segment in Atem.
Das Kursniveau des Bitcoin gegenüber dem US-Dollar erweckt mit aktuell rund 40.000 USD den Anschein, als hätte sich die Kryptowährung seit Mitte Januar kaum von der Stelle bewegt. Tatsächlich ging es seither zeitweise bis in die Region um 33.000 USD bergab und auf 45.000 USD hinauf - eine Schwankungsbreite von mehr als plus/minus 15% um das aktuelle Kursniveau. Stabilität dürfte anders aussehen.
An Bewegungsfreude mangelt es dem Bitcoin auch seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine nicht. Setzte ihm zunächst kurzzeitig die aufkeimende globale Verunsicherung zu, ging es Ende Februar steil bergauf. Mehrere Faktoren dürften hierbei eine Rolle gespielt haben. So sollten Menschen aus der Ukraine und Russland verstärkt Kryptowährungen nachgefragt haben – sei es, um ihr Erspartes vor der Abwertung der heimischen Währungen in Sicherheit zu bringen oder um Sanktionen zu umgehen. Auch die Hoffnung einiger eingefleischter Kryptowährungs-Befürworter, der Bitcoin werde angesichts der aktuellen Erfahrung der russischen Zentralbank den US-Dollar eher früher als später als Reservewährung Nummer eins ablösen, könnte sich positiv auf den Kurs ausgewirkt haben. Gehalten hat dieser Optimismus nur wenige Tage.
Letztere Aussage trifft auch auf den Einfluss der Regulierungsoffensive des Weißen Hauses zu. Erwartet wurde die entsprechende Verordnung des US-Präsidenten bereits seit Längerem. Für teils aufkeimende Euphorie – und Verwirrung – sorgte ein irrtümlich zu früh veröffentlichtes Statement des US-Finanz¬ministeriums, in dem die Initiative begrüßt und als „historische“ Weichenstellung eingestuft wurde. Marktseitig wurde diese Einschätzung dahingehend interpretiert, dass ein Verbot von Kryptowährungen vom Tisch sei. Tatsächlich enthält die Verordnung keine konkreten Regulierungsmaßnahmen. Stattdessen werden Analyseaufträge an diverse staatliche Institutionen, darunter die Federal Reserve, erteilt. Berücksichtigt werden sollen dabei zahlreiche Aspekte, angefangen von Verbraucher- über Umweltschutz bis hin zu Finanzstabilität und nationaler Souveränität.
Zwar sind die Regulierungsbemühungen weltweit ein bedeutendes Thema für das Kryptowährungs-Segment. Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es zahlreiche andere Faktoren gibt, die für den Kursverlauf von erheblicher Bedeutung sind. Neben dem weiteren Verlauf des Ukraine-Krieges und dessen Auswirkungen auf das globale Risikosentiment ist dabei insbesondere der Umgang der Zentralbanken mit dem hohen Preisdruck zu nennen.
-- Sören Hettler