Türkei: Inflation erreicht schwindelerregende Höhe

Der Aufwärtstrend bei der türkischen Inflation hat sich im Januar erwartungsgemäß fortgesetzt. Gegenüber dem Vorjahresmonat hat das Statistikamt einen stattlichen Anstieg der Verbraucherpreise um 48,7% gemeldet, nach einer Inflationsrate von bereits 36,1% im Dezember. Es ist jedoch fraglich, ob dies schon das Ende der Fahnenstange ist. Eine Entspannung beim Preisauftrieb ist nicht wirklich in Sicht, auch wenn der Finanzminis-ter trotz der jüngsten Zahlen bekräftigt, dass die Inflation unterhalb von 50% bleibt und ab April sinken wird. Einige kostentreibende Effekte bei den Unternehmen schlagen sich erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung in den Verbraucherpreisen nieder. Hierzu zählt unter anderem die kurzfristige Anhebung des gesetzlichen Mindestlohnes um 50%, aber auch der jüngste Anstieg bei den Energiekosten.

 

Hinzu kommt, dass die Notenbank mit einer sehr unorthodoxen Geldpolitik noch Öl ins Feuer der Inflation geschüttet hat, anstatt dies zu bekämpfen. Seit September wurden die Leitzinsen trotz einer Inflation, die nur knapp unterhalb von 20% notierte, um 500 Basispunkte gesenkt. Das sehr kräftige Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr hätte durchaus den Spielraum für eine Straffung der Geldpolitik gegeben. Wenig überraschend hat angesichts dieser unorthodoxen Geldpolitik die Türkische Lira im vergangenen Jahr gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner einen schweren Wertverlust von rund 40% erlitten. Auch dies sickert nur allmählich zu den Verbraucherpreisen und damit zu den Portemonnaies der Verbraucher durch.


Deshalb ist es wohl kaum Zufall, dass vor wenigen Tagen der Leiter des Statistikamtes ausgetauscht wurde. Schon zuvor bestanden Zweifel, ob die offizielle Statistik die tatsächliche Geldentwertung in der Türkei widerspiegelt. Erste Änderungen an der Inflationsmessung wurden bereits vorgenommen. Dies schadet nicht nur der Glaubwürdigkeit der Inflationsdaten dieses wachstumsstarken Schwellenlandes.


-- Dr. Christine Schäfer