Aktienmärkte: Welche Auswirkungen hat der russische Angriff auf die Ukraine?

Wochenlang war unklar, was Putins Pläne für die Ukraine waren. Jetzt hat er mit dem Einmarsch der russischen Truppen für Klarheit gesorgt. Die Aktienkurse fallen, Anleger reagieren mit Unsicherheit. Was nun zu beachten ist.

 

Neben dem Leid, das die Menschen in der Ukraine nun erwartet, wird der russische Angriff wirtschaftliche Folgen für viele Länder der Welt haben. Diese sind derzeit schwer abschätzbar und insbesondere vom Ausmaß der Wirtschaftssanktionen abhängig, die der Westen gegen Russland verhängen wird. Es ist auch unmöglich vorherzusagen, wie lange die Militäraktion dauern wird und wie schwerwiegend die Folgen für alle Beteiligten sein werden.

 

Dies stellt auch Anleger vor Herausforderungen. Sie müssen sich durch die unklare Nachrichtenlage manövrieren. Die Volatilität an den Märkten dürfte in den kommenden Tagen hoch bleiben, da der Nebel der Unsicherheit über den Entwicklungen schwebt. Kurzfristig sind weitere Kursrückgänge denkbar, denn für einige Unternehmen hierzulande sind die Handelsbeziehungen zu Russland und der Ukraine durchaus relevant. Zudem könnten verschiedene markttechnische Besonderheiten, einschließlich des Risikomanagements institutioneller Anleger, Kursbewegungen beeinflussen. Sichere Häfen wie Anleihen werden vorerst gefragt bleiben, da die Aktienmärkte als Risikomärkte immer zuerst unter der Flucht der Käufer leiden.

 

Trotz aller Unwägbarkeiten: Für Anleger mit einem gut und idealerweise global diversifizierten Portfolio ist es jetzt ratsam, Ruhe zu bewahren und den Reflex, in großem Stile zu verkaufen, unter Kontrolle zu halten. Eine Anlagestrategie sollte immer auf lange Sicht, auf viele Jahre, ausgerichtet sein. Wenn man sich vergangene Krisen und Kriege anschaut, hat es sich langfristig immer ausgezahlt, über die Sorgen der kommenden zwei oder drei Monate hinwegzusehen und langfristig zu planen.

 

In vergangenen Kriegen wurde der Tiefpunkt an den Aktienmärkten erreicht, sobald die Kämpfe oder die Invasion begannen. Das könnte jetzt wieder passieren - muss es aber nicht. Anleger müssen mit dieser kurzfristigen Ungewissheit leben, aber gleichzeitig haben sie die Chance, zu günstigen Kursen in den Aktienmarkt einzusteigen. Und die Bewertung der Märkte ist in letzter Zeit deutlich billiger geworden. So wird der DAX jetzt mit dem Zwölffachen der für 2023 erwarteten Unternehmensgewinne bewertet.

 

-- Christian Kahler