Corona und Lieferengpässe drosseln EWU-Konjunktur im Winterhalbjahr

Die steigenden Infektionszahlen und die damit einhergehenden Einschränkungen des Wirtschaftslebens haben die Konjunkturdynamik des Euro-Raums im Schlussquartal 2021 spürbar gedrosselt. Die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ging von 2,3% im dritten Quartal auf 0,3 Prozent zurück, jeweils gegenüber dem Vorquartal. Ein Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion konnte immerhin vermieden werden, was auch unserer Prognose entsprach.


Auf Basis der bisher vorläufigen Daten legte damit die Wirtschaftsleistung des Währungsgebiets im Gesamtjahr 2021 um 5,2% zu. Im Vergleich zum vierten Quartal 2019, also dem Zeitraum vor Ausbruch der weltweiten Corona-Krise, konnte der Euro-Raum beim Bruttoinlandsprodukt zum Jahresende 2021 wieder das Vorkrisenniveau erreichen.


Die Mitgliedsländer der Europäischen Währungsunion (EWU), die ebenfalls schon erste Quartalsdaten veröffentlicht haben, bekamen die Auswirkungen der Delta- und später der Omikron-Welle unterschiedlich stark zu spüren. In Spanien stieg die Wirtschaftsleistung mit einer Quartalsrate von 2,0% zum Vorquartal sogar sehr deutlich an. Frankreich und Italien wiesen mit 0,7% bzw. 0,6% ebenfalls positive Quartalsergebnisse aus. Rückläufig war das Wirtschaftswachstum dagegen etwa in Deutschland mit -0,7% und in Österreich mit -2,2%. Das schlechte Ergebnis der Alpenrepublik erklärt sich maßgeblich durch den harten Lockdown für das ganze Land zwischen dem 22. November und dem 12. Dezember 2021. Die anderen Länder hatten zwar ähnlich restriktive Maßnahmen vermieden, aber dennoch die Einschränkungen in einigen Dienstleistungsbereichen und vor allem für den nicht geimpften Teil der Bevölkerung verschärft. Dies belastete die Wirtschaft.


Die Spitze der aktuellen Infektionswelle ist in der EWU noch nicht erreicht. Omikron dürfte auch in den kommenden Wochen auf der wirtschaftlichen Aktivität lasten. Zudem bereiten die Lieferengpässe in der Industrie noch immer Probleme, auch wenn zuletzt Unternehmensbefragungen zumindest auf keine weitere Verschärfung hingewiesen haben. Damit steht auch das erste Quartal 2022 unter schwierigen Vorzeichen: Zum Jahresauftakt ist wohl mit einem leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts zu rechnen.  

 

-- Dr. Christoph Swonke