China: Null-Covid-Maßnahmen sorgen für schlechte Stimmung

Die chinesische Wirtschaft ist auf wackligen Beinen ins neue Jahr gestartet, darauf deuten die aktuellen Einkaufsmanagerumfragen vom Januar hin. Für China ungewöhnlich hohe Neuinfektionszahlen hatten in den vergangenen Wochen gleich in mehreren Großstädten für Lockdowns gesorgt, teilweise mussten sogar Industrieanlagen schließen. Das war seit dem ersten Corona-Ausbruch Anfang 2020 nicht mehr notwendig gewesen. Darüber hinaus dürfte die wochenlange Komplettabriegelung der Metropole Xi’an landesweit für Verunsicherung gesorgt haben, vor allem bei den Verbrauchern. Und so ist es wenig überraschend, dass sich die Stimmung zuletzt in allen Bereichen der Wirtschaft eingetrübt hat. Der Umfragewert aus der Industrie, den das private Analysehaus IHS Markit ermittelt, gab besonders deutlich nach. Mit 49,1 Punkten unterschreitet er jetzt die Wachstumsschwelle so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr. Aber auch das staatlich erhobene Umfrageergebnis aus dem Dienstleistungsbereich fiel mit 51,1 Punkten so schwach aus wie seit August letzten Jahres nicht mehr.

 

 


Mit dem Auftreten der hochansteckenden Omikron-Variante wird Chinas Null-Covid-Strategie besonders herausgefordert, zumal die in China ausschließlich verwendeten chinesischen Impfstoffe kaum gegen eine Infektion mit Omikron schützen. Das wissen auch die chinesischen Behörden und gehen umso rigoroser gegen einzelne Infektionsherde vor. Wie stark Null-Covid-Maßnahmen die chinesische Wirtschaft belasten, hat sich im vergangenen Jahr schon im ersten und dritten Quartal gezeigt, in denen das Wirtschaftswachstum (Q/Q) deutlich abbremste. Auch für das laufende Quartal gehen wir von einem schwachen Jahresauftakt aus, die schlechten Stimmungswerte bestätigen unsere Einschätzung.


Für den Moment scheint China das Infektionsgeschehen zwar wieder eingedämmt zu haben, die Fallzahlen sind zuletzt deutlich gesunken. Das Risiko ist jedoch groß, dass jederzeit ein erneuter Ausbruch auftreten könnte, gerade angesichts der soeben beginnenden olympischen Winterspiele und tausender nach China einreisender Sportler. Mit der Reisetätigkeit rund um das morgige (1. Februar) Neujahrsfest könnten Omikron-Infektionen zudem im ganzen Land verbreitet werden, weshalb die Behörden mit Nachdruck von Reisen abraten. Völlig unterbunden werden sie jedoch nicht.


Wir erwarten daher in den kommenden Wochen immer wieder einzelne Infektionsherde, die die Behörden punktuell mit der Abriegelung von Stadtteilen oder ganzen Städten bekämpfen werden. Dabei können auch wie zuletzt die Industrie in Mitleidenschaft gezogen oder wie im Sommer Containerhäfen blockiert werden. Das ist nicht nur ein Problem für die chinesische Wirtschaft, für die wir im begonnenen Jahr nur noch mit einem Wachstum von 4,4% rechnen. Auch die weltweit stark gestressten Lieferketten dürften durch immer wieder auftretende Frachterstaus vor chinesischen Häfen oder Produktionsausfälle von wichtigen Vorprodukten noch länger unter Druck bleiben.

 

-- Monika Boven