Einkaufsmanagerbefragung: US-Zölle drücken die Stimmung, vorerst aber nur leicht
Der Composite-Einkaufsmanagerindex im Euro-Raum ist im April dank einer noch robusten Industrie nur leicht gesunken. Die Zölle sorgen aber für Unsicherheit. Perspektivisch dürften Sentiment und Wirtschaftswachstum einen Dämpfer erhalten.

Der vorläufige S&P-Global-Composite-Einkaufsmanagerindex für den Euro-Raum ist im April von 50,9 auf 50,1 Zähler gesunken. Es hätte jedoch auch schlimmer kommen können, denn seit April erheben die USA einen Einfuhrzoll von 10 Prozent auf nahezu alle Güter sowie einen Zoll von 25 Prozent auf Autos. Vor diesem Hintergrund erscheint die Abwärtsbewegung des Einkaufsmanagerindex noch moderat. Die Messzahl für die Industrie konnte sich sogar noch einmal marginal verbessern. Sie stieg von 48,6 auf 48,7 Punkte. Die Dienstleister zeigen sich hingegen skeptischer, deren Barometer rutschte unter die Wachstumsschwelle von 50 Indexpunkten.
Laut S&P Global wurde die positive Entwicklung der Industrie durch eine Ausweitung der Produktion gestützt, obwohl die Auftragseingänge weiterhin rückläufig waren. Die Produktionsausweitung ist wohl auf Vorzieheffekte im Hinblick auf die US-Zölle zurückzuführen. Ein weiterer Faktor, der die Industrie stützte, war der Rückgang der Energiepreise infolge der aufkommenden Rezessionssorgen. Perspektivisch rechnen die europäischen Unternehmen jedoch mit sinkenden Produktionszahlen. Für den Rückgang des Index hinsichtlich der Geschäftstätigkeit im Dienstleistungssektor machen die Unternehmen die Zölle als gesamtwirtschaftlichen Belastungsfaktor verantwortlich, der sich auch auf ihre Geschäftsfelder auswirken dürfte.
In der Industrie und bei den Dienstleistern haben sich aber die Geschäftsperspektiven markant eingetrübt. Die Zölle und die Ungewissheit darüber, wie es nach dem 90-tägigen Zollmoratorium weitergehen wird, sind Gift für die Planungen der Unternehmen. Angesichts des risikobelasteten und unvorhersehbaren Umfelds dürfte es in den kommenden Monaten noch schwieriger werden. Vor diesem Hintergrund rechnen wir mit einer weiteren Eintrübung des Sentiments. Zudem dürfte das Wirtschaftswachstum im Euro-Raum im zweiten Quartal einen Dämpfer erfahren.
-- Dr. Christoph Swonke