USA: Niedrige Renditen kraft des Präsidenten

Der US-Finanzminister hat zuletzt in einem Interview gesagt, dass der US-Präsident niedrigere Zinssätze will und er konzentriere sich dabei auf die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe.
 


Die Äußerungen von US-Finanzminister Scott Bessent, die US-Regierung befürworte niedrige(re) Renditen für zehnjährige US-Treasuries, haben am Rentenmarkt viele Fragen aufgeworfen. Im Vordergrund steht dabei die Überlegung, wie die Regierung in Washington die Renditen für Staatsanleihen senken will. Die Märkte haben bisher kaum auf Bessents Ausführungen reagiert. Die Finanzmarktteilnehmer scheinen davon überzeugt zu sein, dass die Regierung keine offensichtliche Manipulation der Märkte vornehmen wird, sondern dass das Renditeniveau weiterhin in erster Linie von den Fundamentaldaten (Defizit, Inflation, Wachstum) beeinflusst wird.

 

Theoretisch gäbe es verschiedene Maßnahmen, mit denen Regierungen ihre Refinanzie­rungskos­ten künstlich senken könnte. Die gängigsten Methoden sind Zentral­bankkäufe, ent­weder durch Quantitative Easing oder durch die Einführung von Zins­obergrenzen (Yield Curve Control). Das Finanzministerium kann auch die Duration des Schulden­portfolios verkürzen, indem es den Rückkauf langlaufender Staatsan­leihen anordnet und diese Maßnahme durch die Emission kurzlaufender Papiere gegenfinanziert. Darüber hinaus kann der regulatorische Druck auf Banken, Versi­cherungen oder Pensionsfonds erhöht werden. Nicht zuletzt besteht die Möglichkeit, steuerliche An­reize zu setzen oder Kapitalverkehrskontrollen einzuführen. Insbesondere die Ein­bindung der Zentralbank zur Senkung der Renditen wäre jedoch mit erheblichen Risiken ver­bunden. Die Gefahr, dass es zu einem Vertrauensverlust kommt und genau das Ge­genteil von dem erreicht wird, was sich die Regierung erhofft, ist hoch. Internati­onale Inves­toren könnten bei Anleihekäufen durch die Zentralbank die Gefahr sehen, dass die Inflation nicht mehr ausreichend bekämpft werden kann. Steigende Inflati­onserwar­tungen könnten zu höheren Renditen und damit zu Kursverlusten bei den Investoren führen. Werden hingegen Pensionsfonds oder Versicherungen gezwungen, Staats­anleihen zu kaufen, besteht die Gefahr, dass die Anlagestrategie nicht mehr ausrei­chend diversi­fiziert ist und die Pensionsfonds von besseren Anlagen abgehalten werden. Dies kann langfristig die Rentenzahlungen gefährden. Eine solche staatliche Marktmani­pulation dürfte zudem auf politischen Widerstand stoßen. Keine der hier genannten Optionen scheint uns daher sinnvoll bzw. umsetzbar zu sein.

 

-- Birgit Henseler / Andy Cossor