Mittelstand-Sonderumfrage: Regionale Neu-Ausrichtung nach Krisen

Obwohl sich die Mittelständler in Deutschland in den vergangenen Jahren als recht krisenresistent erwiesen, konnten sie sich der Vielzahl der Krisen zuletzt nicht entziehen. Sie ergriffen aber umfangreiche Gegenmaßnahmen und scheuen auch vor einer regionalen Neu-Ausrichtung ihrer internationalen Geschäfte nicht zurück.
 


Die Mittelständler haben nach der Finanzmarktkrise gelernt, wie sie resilienter gegenüber den Auswirkungen globaler Krisen und Unsicherheiten werden. Dazu gehört neben einer zunehmend besseren Eigenkapitalausstattung auch ein Paket vielfältiger Gegenmaßnahmen. Die Ergebnisse unserer aktuellen Sonderumfrage haben gezeigt, dass neben reinen Kosteneinsparungen auch strategische Entscheidungen hinsichtlich der Investitionstätigkeit und trotz Heimatmarktorientierung auch hinsichtlich der internationalen Ausrichtung im Mittelpunkt stehen.

 

Fragt man die deutschen mittelständischen Unternehmen nach ihrer regionalen Ausrichtung in den nächsten fünf Jahren, zeigen sich deutliche Unterschiede zum Herbst 2022, als wir die gleiche Frage schon einmal gestellt haben. Es blieb jedoch dabei, dass die Mittelständler in Deutschland die Nachbarstaaten in West- sowie Mittel- und Osteuropa als ihre wichtigsten Geschäftspartner sehen.

 

Während vor eineinhalb Jahren noch eine große Uneinigkeit im Mittelstand hinsichtlich der Ausrichtung nach China bestand, spielt das während der Lieferkettenkrise offensichtlich gewordene China-Risiko inzwischen anscheinend nur noch eine geringe Rolle. Noch etwas gefragter bei einer Neuausrichtung der Lieferketten scheint bei den mittelständischen Unternehmen aber aktuell Indien zu sein, das für den Mittelstand in den nächsten 5 Jahren das interessanteste außereuropäische Ziel darstellt. Zudem hat sich auch Südostasien als Alternative etabliert.

 

Die Vereinigten Staaten sind zwar mittlerweile Deutschlands wichtigster Handelspartner und lösten damit die Volksrepublik China ab. Bei den deutschen Mittelständlern haben die USA aber gegenüber unserer Sonderumfrage vom Herbst 2022 etwas an Glanz verloren. So scheint der Inflation Reduction Act (IRA) inzwischen an Anziehungskraft eingebüßt zu haben. Zudem könnte die Sorge über eine mögliche neue Amtszeit von Donald Trump als US-Präsidenten und die damit verbundene Angst vor hohen US-Zöllen und einer entsprechenden Gegenreaktion der Europäischen Kommission eine Rolle gespielt haben.

 

-- Dr. Claus Niegsch


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