Nordische Banken: Hort der Stabilität?

Nordische Bankanleihen haben sich auch von den jüngsten Marktturbulenzen nach der EU-Parlamentswahl und der überraschenden Ankündigung von Neuwahlen in Frankreich unbeeindruckt gezeigt. Eine gewisse Aufmerksamkeit erregen die schwedischen, aber auch die norwegischen und dänischen Banken allerdings immer wieder aufgrund ihrer vergleichsweise hohen Abhängigkeit von den heimischen Immobilienmärkten, zuletzt vor allem wegen ihrer relativ großen Gewerbeimmobilienportfolien. Wie also stehen die Institute da? Sind sie wirklich so ein „Hort der Stabilität“?
 

Tatsächlich verfügen die von uns gecoverten schwedischen, norwegischen und dänischen Banken über relativ große Gewerbeimmobilienportfolien, sie sind damit in hohem Maße von der Entwicklung des Segments abhängig. Die schnell und stark gestiegenen Zinsen gepaart mit dem Strukturwandel für Gewerbeimmobilien, insbesondere im Büro- und Einzelhandelsbereich, haben hier bereits für Preisrückgänge, deutlich geringere Transaktionsvolumina und einige Unternehmensinsolvenzen auch in den nordischen Ländern gesorgt. Diese Kreditengagements, warnen die nordischen Aufsichtsbehörden denn auch in ihren aktuellen Finanzstabilitätsberichten, stellen eine „Schwachstelle“ dar. Der Blick auf die von den Instituten veröffentlichten Zahlen zeigt aber, dass sich die Kreditqualität in der Gewerbeimmobiliensparte bei den meisten Banken im Vergleich zu Ende 2022 zwar etwas eingetrübt hat und damit den negativen Trend des Segments widerspiegelt, der Anteil notleidender Gewerbeimmobilienkredite aber weiterhin sowohl im internationalen Vergleich als auch absolut gesehen sehr niedrig ausfällt. Ohnehin ist die Kreditqualität des gesamten Kreditbuchs der nordischen Banken gut oder sogar sehr gut. Trotz der relativen Größe der jeweiligen Gewebeimmobilien-Exposures der nordischen Banken hat sich ihre Kreditqualität bislang also nicht sichtbar verschlechtert. Ein wichtiger Grund für die gute Performance der nordischen Gewerbeimmobilienportfolien dürfte sein, dass die Institute fast ausschließlich in ihren Heimatmärkten oder nordischen Nachbarmärkten aktiv sind, das Thema „US-Gewerbeimmobilien“ spielt für sie beispielsweise keine Rolle. Darüber hinaus verfügen die Banken in ihren Heimatländern über eine große Marktkenntnis, und ihre Zeichnungspraktiken im Kreditgeschäft werden auch von den Ratingagenturen mehrheitlich als „konservativ“ bewertet. Schließlich haben auch die Aufsichtsbehörden in den vergangenen Jahren mit der Einführung bestimmter makroprudenzieller Maßnahmen zur Stabilität der Banken und ihrer großen sowohl Hypotheken- als auch Gewerbeimmobilienportfolien beigetragen.

 

So lässt sich festhalten, dass die Abhängigkeit der nordischen Banken von den heimischen (Gewerbe-) Immobilienmärkten zwar sehr hoch ist, was sicherlich auch einige Risiken birgt. Die Fundamentaldaten - und damit die Ausgangslage - der Institute ist sehr gut, so dass sie auch potenzielle Belastungen aus einer unter Umständen noch länger andauernden Krise am Markt für Gewerbeimmobilien, beispielsweise in Form höherer Risikokosten, unserer Einschätzung nach verkraften können.

 

-- Alex Constanze Steinmann