Unbesicherte französische Bankanleihen unter Druck

Die überraschende Ankündigung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, nach dem schwachen Abschneiden seines Bündnisses und den starken Zugewinnen des Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen bei den EU-Parlamentswahlen nationale Neuwahlen auszurufen, hat französische Assets kräftig unter Druck gesetzt. Sorgen bereiten Marktteilnehmern vor allem die Folgen für die französischen Staatsfinanzen. Die Spreads französischer Bankanleihen haben sich in dem Zuge teilweise kräftig ausgeweitet.

 

Fundamental sind die französischen Banken dabei insgesamt solide aufgestellt. Zwar haben sie bislang auf der Ertragsseite im europäischen Vergleich aufgrund staatlicher Zinsvorgaben weniger stark von den Leitzinsanhebungen der EZB profitieren können und weisen daher auch eine geringere Rentabilität auf. Gleichzeitig sind sie aber weit davon entfernt, Verluste zu produzieren. Zudem bestehen gute Chancen, dass der Rückstand bei der Rentabilität in den kommenden Quartalen zumindest ein Stück weit reduziert werden kann, da die Zinsmargen in Frankreich von niedrigem Niveau aus steigen sollten, während sie bei den anderen europäischen Banken ihre Hochs bereits erreicht haben und nun eher sinken dürften. Auch im Hinblick auf Kreditqualität, Eigenkapitalausstattung und Liquiditätslage sind die französischen Banken insgesamt gut aufgestellt und schneiden im europäischen Vergleich durchschnittlich ab.

 

Die Entwicklung der französischen Bankenspreads orientiert sich zurzeit stark an der Entwicklung der Staatsanleihespreads, dienen diese doch als Orientierung für das Ausmaß an politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit, das durch Neuwahlen und mögliche neue Regierungskoalitionen entsteht. Bis zum finalen Wahldurchgang am 7. Juli ist nicht damit zu rechnen, dass es zu nachhaltigen Spreadeinengungen kommen wird. Vielmehr könnten die Spreads noch weiter zulegen. Sollte das erwartete Wahlergebnis eintreten, dass der rechtsgerichtete RN von Marine Le Pen zwar die meisten Stimmen gewinnt, ohne dabei jedoch eine absolute Mehrheit im Parlament zu erreichen, könnte es eine gewisse Erleichterung und damit Spreadeinengungen geben. Dennoch wird es bei einer solchen neuen Regierung Zweifel geben, dass es zu einer erfolgreichen Haushaltskonsolidierung kommt. Die Risikoprämie französischer Bankanleihen wird sich daher im Vergleich zum jetzigen Stand zurückbilden, aber vermutlich dauerhaft höher sein als vor den Wahlen.

 

- Oliver Piquardt