Praxischeck, Ideensuche und Vernetzung beim „Hydrogen Dialogue“

Was hat sich seit der Vorstellung der überarbeiteten Nationalen Wasserstoffstrategie im Juli getan? Einblicke, wie das dynamische Hochfahren der (grünen) H2-Wirtschaft besser gelingen kann, lieferte der internationale Branchentreff „Hydrogen Dialogue“ am 6./7.12.2023

 

Die Bundesregierung hatte im Juli die überarbeitete Nationale Wasserstoffstrategie unter dem Motto „Turbo für die H2-Wirtschaft“ präsentiert. Seitdem ist fast ein halbes Jahr vergangen. Wir haben daher die Gelegenheit genutzt, uns beim internationalen Branchentreff „Hydrogen Dialogue“ darüber zu informieren, ob und wie die neue Strategie ankommt. Hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft standen am 6./7. Dezember auf dem Nürnberger Messegelände im Dialog und präsentierten die neuesten H2-Technologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Offensichtlich ist, dass durch den politischen Rückenwind das Interesse deutlich gestiegen ist: Über 1.500 Besucherinnen und Besucher sorgten für einen Teilnehmerrekord beim H2-Gipfeltreffen und der Expo, die dreimal so viel Fläche wie im Vorjahr hatte. Vertreter aus über 30 Nationen sowie 48 Aussteller, die Prototypen und marktreife Lösungen zeigten, verdeutlichen den großen Erfolg der Veranstaltung.

 

Den wichtigen Beitrag des Markthochlaufs der grünen Wasserstoffwirtschaft für ein CO2-neutrales Deutschland hob Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck in seinem Grußwort an den „Financial Dialogue Hydrogen“ des VDE hervor. Mit diesem Format knüpft der VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik) an eine Initiative an, die schon den Markthochlauf der Photovoltaik begleitet hat und dies soll nun natürlich auch mit der Wasserstofftechnologie gelingen.

 

Der "Hydrogen Dialogue", der erstmals im November 2020 die Perspektiven der Wasserstoffwirtschaft beleuchtete, unterscheidet sich von anderen H2-Messen durch seinen Fokus auf den Praxischeck, die Ideensuche und die Vernetzung. Hier haben Teilnehmer die Möglichkeit, ihre aktuellen Wasserstoffprojekte vorzustellen, Erfahrungen auszutauschen und konstruktives Feedback zu erhalten. Zudem bietet der Branchentreff eine Plattform für die Ideensuche. Hier können Teilnehmer gemeinsam neue Ansätze und innovative Konzepte entwickeln, um die Wasserstofftechnologie schnell voranzubringen. Durch interaktive Workshops und Diskussionsrunden werden kreative Lösungsansätze gefördert und Ideen konkretisiert.

 

Bei unserem Rundgang und den Fachgesprächen gefiel uns besonders der ausgewogene Mix aus etablierten deutschen Industrieunternehmen (Siemens, Bosch, MAN Truck & Bus, Dräger Safety), Herstellern von Brennstoffzellen und Wasserstoffenergielösungen (z.B. SFC Energy), Forschungseinrichtungen (Frauenhofer-Institut für Windenergiesysteme), Förderprojekten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (H2Giga, H2Mare, TransHyDE), Verbänden (DVGW Deutscher Verband des Gas- und Wasserfaches, VDE), internationalen Unternehmen (z.B. Resonac aus Japan) sowie StartUps. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass seit der Vorstellung der überarbeiteten Nationalen Wasserstoffstrategie das Interesse der Wirtschaft an H2-Anwendungen und einer Vernetzung mit der Forschung zugenommen hat. Die auf dem „Hydrogen Dialogue“ vorgestellten Lösungsansätze für die vier Haupthandlungsfelder (ausreichende Verfügbarkeit von Wasserstoff, H2-Infrastruktur, Etablierung von H2-Anwendungen, gute Rahmenbedingungen) sind aus unserer Sicht innovativ und vielversprechend, stecken aber häufig noch in der Forschungs- bzw. Erprobungsphase. Auch bremst das „Henne-Ei-Problem“, H2-Anbieter warten auf ausreichend Nachfrager, während die Wirtschaft mit dem Hochskalieren von H2-Anwendungen wartet, bis ausreichend Angebot zur Verfügung steht. Zuversichtlich stimmt uns aber, dass viele offenbar bereits intern gut vorbereitet sind, um den Start-Knopf für das Hochfahren ihres Wasserstoffgeschäfts zu drücken.

Robert Czerwensky