Rohstoffausblick 2024: Rohöl mit Luft nach oben, Gold bleibt gefragt
Das Jahr 2023 hätte für zwei der bedeutendsten Rohstoffe, Rohöl und Gold, kaum unterschiedlicher laufen können. Während der Rohölpreis (Brent) rund 11% seit Jahresbeginn verloren hat, verzeichnete das Edelmetall Anfang Dezember sogar ein neues Allzeithoch. Im Jahr 2024 dürfte sich das Blatt wenden.
Für das schwarze Gold ist es insbesondere die Eintrübung der Nachfrageseite, die Spuren hinterlassen hat. Gaben im Sommer die Hoffnungen auf eine ausbleibende Rezession in den USA und eine unerwartet robuste Nachfrage nach Rohöl aus China noch Auftrieb, ist hiervon mittlerweile nicht mehr viel übriggeblieben. Da können dann auch die zuletzt für Anfang 2024 angekündigten Förderkürzungen vonseiten der Mitglieder der OPEC+ wenig ausrichten. Erschwerend kommt aus Sicht des Rohölpreises hinzu, dass die Glaubwürdigkeit der angekündigten Kürzungen Russlands und anderer OPEC-Mitglieder (abermals) in Frage gestellt wird. Der Nahostkonflikt, der Anfang Oktober im Fokus stand und vorübergehend für Aufwind gesorgt hatte, ist darüber hinaus rasch wieder in den Hintergrund gerückt.
Angesichts dieser Vorgaben dürfte der Rohölpreis froh sein, dass sich dieses Jahr langsam dem Ende zuneigt. Tatsächlich sehen wir für 2024 spürbar höhere Notierungen. Grundlage dieser Einschätzung ist insbesondere die Aufhellung der globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die wir für den Verlauf des nächsten Jahres prognostizieren. Bis Ende 2024 gestehen wir dem Rohölpreis eine nachhaltige Aufwärtsbewegung bis in den Bereich um 95 USD zu – Diskussionen um ein Überschreiten der Marke von 100 USD inklusive.
Für das gelbe Edelmetall sah es dieses Jahr hingegen deutlich positiver aus. Insbesondere in den letzten beiden Monaten ging es steil bergauf – inklusive eines neuen Allzeithochs bei zeitweise 2.135 USD Anfang Dezember. Eingeläutet wurde diese Aufwärtsbewegung durch die militärische Eskalation des Nahostkonflikts, die das Gold als ultimativen sicheren Hafen in neuem Glanz erstrahlen ließ. Gerade als dieser Einflussfaktor an Bedeutung verlor, erhielt der Goldpreis vonseiten der kursierenden Fantasien der Marktteilnehmer, wonach zeitnah erste Leitzinssenkungen durch die Fed und EZB erfolgen könnten, erneuten Auftrieb. Diese Spekulationen halten wir allerdings für überzogen.
Unseres Erachtens dürfte das Gold in den nächsten Monaten Schwierigkeiten haben, sich auf dem aktuell hohen Niveau zu halten. Vielmehr rechnen wir damit, dass sich der Kurs auf mittlere Sicht zurück in Richtung 1.900 USD bewegen sollte. Hintergrund ist vor allem die Einschätzung, wonach sowohl Fed als auch EZB mindestens bis in den Sommer hinein an ihrem restriktiven geldpolitischen Kurs festhalten dürften („higher for longer“). Erst im späteren Verlauf von 2024 dürfte sich der Goldpreis im Bereich von 2.000 USD stabilisieren.
-- Thomas Kulp