COP28 mit Novum

Nach zähem zweiwöchigem Ringen – und mit einem Tag Verspätung – haben sich die Teilnehmer des UN-Weltklimagipfels in Dubai heute Morgen auf eine Abschlusserklärung geeinigt, die erstmals die Abkehr von fossilen Brennstoffen enthält – ausgerechnet bei einem COP-Treffen in einem Petrostaat.
 

Nachdem der gestern veröffentlichte erste Entwurf der Abschlusserklärung zur Weltklimakonferenz (COP28) in Dubai noch heftig kritisiert wurde und auch ein Scheitern der Konferenz im Raum stand, haben sich die Delegationen der rund 200 Länder heute Morgen auf einen gemeinsamen Wortlaut einigen können. Im Zentrum der Diskussionen standen die Formulierungen zur Zukunft der fossilen Brennstoffe. Während mehr als 100 Staaten – darunter auch Deutschland und die EU – die Festschreibung eines klaren und verbindlichen Ausstiegs aus fossilen Brennstoffen anstrebten, lehnten Saudi-Arabien und weitere Öl produzierende Länder dies kategorisch ab.

 

Der nun gefundene Kompromiss fordert die Länder dazu auf, die globalen Bemühungen für eine gerechte, geordnete und ausgewogene Abkehr von fossilen Brennstoffen in den Energiesystemen zu unterstützen und die Maßnahmen in diesem entscheidenden Jahrzehnt zu beschleunigen. Als weiteres Ziel werden die Länder zudem zur Verdreifachung der Kapazität der erneuerbaren Energien sowie zur Verdoppelung des Tempos bei der Energieeffizienz bis 2030 aufgerufen. Auch hierzu waren die Formulierungen im ersten Entwurf deutlich schwächer gestaltet und es war lediglich die Rede von „Optionen“, die ergriffen werden „könnten“. Verweise zu umstrittenen Emissionsminderungs- und Beseitigungstechnologien wie zur Abscheidung und Speicherung von CO2 wurden ebenfalls aufgenommen.

 

Sicherlich ist es nicht der große Wurf, den sich viele Konferenzteilnehmer erhofft hatten, aber dennoch finden sich erstmals überhaupt Formulierungen zur Abkehr von fossilen Brennstoffen in einem Abschlussdokument der Weltklimakonferenz wieder. Es bleibt weiterhin ein Prozess der kleinen Schritte, dies ist angesichts der weit auseinander liegenden Interessen aber auch keine Überraschung. Schließlich sollen sich die kleinen Pazifikinseln, denen im wahrsten Sinne der Untergang droht, ebenso im Kompromiss wiederfinden wie die großen Kohleverfechter China und Indien, die OPEC-Ölstaaten oder auch die relativ klimaambitionierten Europäer. António Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, äußerte sich zur Einigung wie folgt: "Ob es Ihnen gefällt oder nicht, der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen ist unvermeidlich. Hoffen wir, dass er nicht zu spät kommt."

 

-- Tobias Gruber


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