Rückgang der US-Inflation: Für Euphorie ist es noch zu früh

Im November ist die US-Inflationsrate erneut zurückgegangen. Die Kerninflationsrate bewegt sich aber weiterhin auf sehr hohem Niveau. Darauf dürfte auch die Fed bei ihrer Dezember-Sitzung hinweisen.
 


Die US-Inflationsrate ist erneut ein Stück zurückgegangen. Sie fiel von 3,2% im Oktober auf 3,1% (J/J) im November. Weitere Leitzinserhöhungen sind damit wohl endgültig vom Tisch. Dennoch ist es aus unserer Sicht für Euphorie noch zu früh. Die Fed dürfte bei ihrer Dezember-Sitzung deutlich machen, dass die Inflation nach wie vor zu hoch ist und daher weiterhin eine restriktive Geldpolitik angemessen ist. Erste Leitzinssenkungen stehen wohl nicht vor Sommer 2024 an. Denn derzeit sind es vor allem die Energiepreise, die den Preisdruck dämpfen. So ist zum Beispiel der Benzinpreis im November saisonbereinigt um 6% gegenüber dem Vormonat gefallen. Dies ist eine Folge des niedrigen Weltmarktpreises für Rohöl, der in den letzten Wochen von einer schwächelnden Nachfrage und globalen Konjunktursorgen nach unten gezogen wurde.

 

Die Kerninflationsrate lag im November mit 4,0% (J/J) hingegen noch auf einem deutlich erhöhten Niveau, und das, obwohl sich die Preisentwicklung im Bereich der industriellen Güter gegenüber dem Vorjahr inzwischen am Rande der Deflation bewegt. Deutliche Rabatte gab es im November zum Beispiel für elektronische Geräte wie Smartphones oder Fernseher. Das hat sicherlich mit den Black-Friday-Aktionstagen zu tun, ist indirekt aber wohl auch eine Folge von Preissenkungen durch chinesische Exporteure, die mit Rabatten um Marktanteile kämpfen. Zudem macht sich die Entspannung der globalen Lieferketten bei einigen Produkten preisdämpfend bemerkbar.

 

Die hohe Kerninflationsrate ist stattdessen im Wesentlichen eine Folge des starken Lohndrucks und des Anstiegs der Mieten für Wohnraum beziehungsweise der kalkulierten Eigentümermieten. So verteuerten sich Dienstleistungen im November mit 5,5% gegenüber dem Vorjahresmonat sehr stark. Auch im kommenden Jahr dürften speziell die Lohnsteigerungen und die Zunahme der Kosten fürs Wohnen für einen erhöhten Inflationsdruck sorgen. Wir rechnen für 2024 mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate in den USA von 3%.

 

-- Alexander Buhrow


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