Jahresendrally lässt DAX auf Rekordhoch klettern

Zunehmende Leitzinssenkungsspekulationen beflügeln aktuell den DAX. Auf kurze Sicht mögen die Rückschlagrisiken zugenommen haben, in 2024 warten allerdings neue Rekordhochs.
 


Der deutsche Leitindex lässt bereits einige Wochen vor Silvester die Korken knallen und schloss gestern mit 16.533 Punkten auf einem neuen Rekordhoch. Mehr als 12% ging es seit Ende Oktober bergauf. Die Jahresendrally ist dabei nicht auf den deutschen Leitzindex begrenzt. Auch Euro Stoxx 50 und S&P 500 legten in den vergangenen Wochen gut 10% zu.

 

Es sind vor allem die kursierenden Leitzinsspekulationen, die die Aktienmärkte momentan gerade zu beflügeln. Eine Mehrheit der Marktteilnehmer rechnet sowohl für die US-Notenbank als auch die Europäische Zentralbank bereits im März mit einem ersten Zinsschritt nach unten. Noch vor wenigen Monaten wurde eine weniger restriktive Gangart erst für den Sommer eingepreist. In Folge dieses marktseitigen Sinneswandels gaben auch die Staatsanleiherenditen in den USA und Deutschland spürbar nach. Rund 80 Basispunkte gingen die Renditen im zehnjährigen Bereich seit Ende Oktober zurück.

 

Neue Rekordhochs 2024 bei kurzfristig zunehmenden Rückschlagrisiken

Wir sehen zwar gute Chancen, dass das positive Stimmungsbild an den weltweiten Aktienmärkten noch für einige Zeit anhält. Allerdings haben die Rückschlagrisiken zuletzt spürbar zugenommen. Dies liegt vor allem an den u.E. zu weit gelaufenen Leitzinssenkungsspekulationen. Wir rechnen frühestens im Sommer mit einem ersten Zinsschritt nach unten vonseiten der Federal Reserve. Bei der Europäischen Zentralbank dürfte es sogar noch einige Wochen länger dauern. Ein anhaltend zu hoher Preisdruck mit Inflationsraten um 3% (J/J) in den nächsten Monaten dürfte den Notenbanken keine andere Wahl lassen, als die restriktive geldpolitische Ausrichtung vorerst beizubehalten. Den Spekulationen hinsichtlich zeitnah anstehender Leitzinssenkungen droht folglich eine Enttäuschung. Auch aus charttechnischer Sicht ist Vorsicht angezeigt. So deuten beim DAX kurzfristig orientierte Indikatoren ein bereits deutlich überhitztes Geschehen an.

 

Diese Einschätzung soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Umfeld für die Aktienmärkte im Verlauf des nächsten Jahres nachhaltig verbessern dürfte und neue Rekordstände sowohl für die europäischen Indizes als auch den S&P 500 zu erwarten sind. Hierzu dürfte zum einen die weltweit anziehende Konjunktur beitragen. Nach einem schwachen Winterhalbjahr sollte die Wachstumsdynamik sowohl in Deutschland und dem Euroraum als auch in den USA nach und nach zulegen und im vierten Quartal 2024 immerhin den Bereich um 0,5% (Q/Q) erreichen. Zum anderen gehen wir davon aus, dass die Zentralbanken im Verlauf des nächsten Jahres die Zinszügel – wenngleich umsichtig – lockern werden. Unseres Erachtens gehören vor diesem Hintergrund günstig bewertete und unverwüstliche Titel ins Portfolio. Der deutsche Leitzindex dürfte dabei bis Mitte nächsten Jahres bis in die Region um 17.500 Punkte vorstoßen.

 

-- Sören Hettler


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