Brasilien: Stark abgebremste Konjunktur, aber Beschäftigung auf Rekordhoch

Im dritten Quartal ist in Brasilien die Wirtschaft kaum gewachsen. Die Investitionen leiden unter den hohen Zinsen. Wegen einer guten Beschäftigungslage bleibt der private Konsum auch 2024 eine wichtige Stütze für die Konjunktur.
 


Nach kräftigem Wachstum in der ersten Jahreshälfte bremste im dritten Quartal der konjunkturelle Schwung in Brasilien sichtbar ab. Gegenüber Vorquartal wurde beim Bruttoinlandsprodukt nur ein leichtes Plus von 0,1% verzeichnet. Für die schwache Entwicklung sorgte vor allem ein deutlicher Rückgang bei den privaten Investitionen. Darüber hinaus konnte der Konsum das hohe Tempo der Vorquartale nicht halten und wuchs nur leicht. Positiv heraus ragten hingegen die Exporte, die das fünfte Quartal in Folge kräftig zulegten.

 

Die rückläufigen Investitionen verdeutlichen, dass das hohe Zinsniveau immer noch eine Belastung für die Konjunktur ist. Auch wenn der spürbare Rückzug der Inflation der Notenbank den Spielraum für erste leichte Zinssenkungen gegeben hat. Das Stimmungsbarometer des Industrieverbandes pendelt seit einem Jahr nur nahe der Wachstumsschwelle, in den letzten Monaten lag es allerdings durchgängig etwas darüber. Bei den Verbrauchern hat die Zuversicht hingegen deutlich stärker zugenommen: Vom Jahreswechsel bis zum September ging es zügig bergauf, zuletzt machte das Konsumklima allerdings eine Verschnaufpause.

 

Dahinter verbirgt sich eine gute Lage am Arbeitsmarkt. Diese dürfte den privaten Konsum auch in den kommenden Monaten stützen. Im Oktober lag die Zahl der Beschäftigten erstmals oberhalb von 100 Millionen, da seit Januar immerhin rund 1,6 Millionen neue Arbeitsplätze entstanden sind. Dennoch dürfte die brasilianische Wirtschaft das kommende Jahr nur mit verhaltenem Schwung beginnen. Da einerseits die Erholung der Investitionen noch auf sich warten lässt und andererseits die Exporte das hohe Tempo aus diesem Jahr nicht halten können. Zum erstaunlich starken Schwung in der ersten Hälfte dieses Jahres hatte eine außergewöhnlich gute Ernte im Frühjahr wichtige Impulse geliefert. 2024 wird das Wirtschaftswachstum wohl bei rund 1,5% liegen und damit zu den verhaltenen Raten aus der Vor-Corona-Zeit zurückkehren. Der Druck bei den Verbraucherpreisen wird weiter nachlassen, so dass die Inflation 2024 im Jahresdurchschnitt bei 3,9% liegt.

 

-- Dr. Christine Schäfer


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