Mittelstandsumfrage: Stimmung hat sich deutlich eingetrübt

Die Geschäftserwartungen im Mittelstand fielen in unserer Herbstumfrage auf ihr zweitschlechtestes Ergebnis überhaupt und auch die aktuelle Lage wurde spürbar schlechter bewertet.
 


Hatte in diesem Frühjahr noch die Hoffnung auf eine Erholung überwogen, trübte sich die Stimmung der mittelständischen Unternehmen im Herbst deutlich ein. Nach den negativen Auswirkungen von Coronakrise, Lieferengpässen, Ukraine-Krieg, Energiekrise, hoher Inflation und Zinswende müssen die Mittelständler jetzt auch noch eine Konjunkturschwäche überstehen. Zudem besteht vorerst weiter das Risiko einer Eskalation im Nahen Osten.

 

Laut unserer aktuellen Mittelstandsumfrage unter mehr als 1.000 mittelständischen Unternehmen in Deutschland fielen die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate in diesem Herbst auf das zweitschlechteste Ergebnis, seit wir diese Frage im Herbst 1995 das erste Mal gestellt haben. Nur zur Hochzeit der Energiekrise waren die Mittelständler noch pessimistischer gestimmt als jetzt. Auch die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage hat sich binnen der letzten sechs Monate deutlich verschlechtert. Im Gegensatz zu den Erwartungen überwiegen hier aber noch die „guten“ Bewertungen.

 

Die Herausforderungen für die Mittelständler bleiben hoch. Erneut als größtes Problemfeld identifizieren acht von zehn Befragten den „Fachkräftemangel“. Direkt darauf folgt die Bürokratiebelastung, die drei Vierteln der Mittelständler Sorgen bereitet. Die folgenden Plätze teilen sich verschiedene Kostenarten. Dabei steht einer gewissen Entspannung bei Energie, Rohstoff- und Materialkosten eine Verschärfung der Lohnkostenbelastung gegenüber. Zwei Drittel der Mittelständler beklagen sich in diesem Herbst über ihre Lohn- und Gehaltskosten, ein neues Allzeit-Hoch. Neue Höchststände verbuchen auch die Sorgen um Auftragslage und Finanzierungsbedingungen. Die anhaltende Konjunkturschwäche führt dazu, dass sich fast die Hälfte der Befragten über ihre Auftragslage sorgt.

 

Dass die Bilanzqualität nach Berechnungen der VR Bilanzanalyse des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) angesichts dieser Belastungen nur leicht sank und selbst im Jahr 2022 auf einem vergleichsweise hohen Niveau lag, zeigt die Resilienz der mittelständischen Unternehmen. Auch wenn der Mittelstand bisher allen Krisen getrotzt hat, nehmen Risiken und Herausforderungen aber kaum ab. Die Ergebnisse unserer Studie machen jedoch Hoffnung, dass die allermeisten Mittelständler auch die nächsten Monate und Jahre erfolgreich abschließen können. Gut gerüstet dafür scheinen sie jedenfalls zu sein.

 

-- Dr. Claus Niegsch


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