Präsidentschaftswahl Türkei: Staatspräsident Erdogan verfehlt absolute Mehrheit knapp

Gestern fanden in der Türkei sowohl die Präsidentschafts- als auch die Parlamentswahlen statt. Angesichts der 2018 erfolgten Verfassungsreform hin zu einem Präsidialsystem steht marktseitig besonders die Wahl des türkischen Staatsoberhaupts im Fokus. Medienberichten zufolge zeichnet sich hier eine Stichwahl zwischen Präsident Erdogan und seinem oppositionellen Herausforderer Kilicdaroglu am 28. Mai ab.

 

 

Dem ersten offiziellen Zwischenergebnis zufolge ist es bei der türkischen Präsidentschaftswahl keinem der Kandidaten gelungen, in der ersten Runde die absolute Mehrheit zu erreichen. Demnach kommt Staatspräsident Erdogan auf rund 49,5% der Stimmen, gefolgt von seinem Herausforderer Kilicdaroglu, dem gemeinsamen Kandidaten des Oppositionsbündnisses „Bündnis der Nation“, der knapp 45% Stimmen erhalten hat. Der dritte Kandidat, Ogan, landet mit etwas mehr als 5% der Stimmen abgeschlagen auf Platz 3. Wenngleich das finale Wahlergebnis noch nicht feststeht, so zeichnet sich damit eine Stichwahl am 28. Mai zwischen Staatspräsident Erdogan und seinem Herausforderer Kilicdaroglu ab. Bereits im Vorfeld der Wahl ließen Umfragen auf ein enges Rennen zwischen diesen beiden Kandidaten schließen. Sowohl Staatspräsident Erdogan, der sich erstmals einer Stichwahl stellen muss, als auch der oppositionelle Kilicdaroglu zeigen sich zuversichtlich, den zweiten Wahlgang für sich entscheiden zu können. Was die dortige Parlamentswahl betrifft, stehen die Vorzeichen aktuellen Informationen zufolge gut, dass das von der AKP geführte Regierungsbündnis „Volksallianz“ seine Mehrheit im Parlament verteidigen kann.

 

Die türkische Lira zeigt sich heute Morgen gegenüber dem US-Dollar auf niedrigen Niveaus nur wenig verändert. Angesichts dessen, dass der Landeswährung nun zwei weitere Wochen mit politischer Unsicherheit bevorstehen, wäre auf den ersten Blick eine wesentlich volatilere Bewegung zu erwarten. Informierten Kreisen zufolge sollen allerdings staatliche türkische Kreditinstitute Dollar verkauft haben, um die eigene Währung zu stützen, was die vordergründige Ruhe der Lira erklären würde. Wenngleich dies von offizieller Seite nicht bestätigt ist, so würden Devisenmarktinterventionen zur Stützung der Lira im aktuellen Umfeld ins politische Bild der Regierung Erdogan passen. Ungeachtet möglicher staatlicher Stabilisierungsbemühungen dürfte sich die türkische Lira unserer Ansicht nach jedoch der bestehenden politischen Unsicherheit letztendlich nicht entziehen können, sodass zunächst weiter ihre Abwärtsrisiken die Oberhand behalten sollten.

 

- Dr. Sandra Striffler


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