USA: Konjunkturelle Erholung in Q3 verdeckt wirtschaftliche Schwäche

Die US-Wirtschaft ist im dritten Quartal 2022 deutlich gewachsen. Dahinter steckt unter anderem ein deutlicher Rückgang der Importe, der nicht von wirtschaftlicher Stärke zeugt.

 

 

Die US-Wirtschaft ist im dritten Quartal 2022 überraschend deutlich gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg mit einer annualisierten Rate von 2,6% gegenüber dem Vorquartal an. Damit konnte sich die Wirtschaft – statistisch – von der leichten „technischen“ Rezession der ersten Jahreshälfte 2022 erholen.

 

Dies bedeutet jedoch nicht, dass die US-Wirtschaft ihre Schwächephase bereits überwunden hat. So ist das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal in erster Linie auf einen großen Beitrag vom Außenhandel zurückzuführen: Die Importe wurden dabei deutlich reduziert. Die US-Unternehmen haben ihre Bestellungen im Ausland in diesem Jahr aufgrund der Lieferkettenprobleme außergewöhnlich früh getätigt. Inzwischen sind die Läger voll, aber die Verbraucher halten sich mit Anschaffungen stärker zurück. Der private Konsum nahm im dritten Quartal nur noch geringfügig zu. Infolgedessen hat sich der Importbedarf der Unternehmen deutlich reduziert. Gleichzeitig legten die Exporte deutlich zu. Sie erhielten einen Schub durch höhere Ausfuhren von Rohölprodukten. Mit Blick auf die weltweit getrübten Konjunkturaussichten dürfte sich der Anstieg der Warenexporte allerdings nicht fortsetzen.

 

Dass die US-Wirtschaft unter der hohen Inflation und den Leitzinserhöhungen durch die Fed leidet, zeigt sich besonders deutlich am Häusermarkt. Das Bauklima ist in den letzten Monaten steil abgestürzt, weil die hohen Häuserpreise in Zusammenspiel mit den gestiegenen Zinsen die Erschwinglichkeit von Häusern reduzieren und die Nachfrage dämpfen. Entsprechend sind die Bauinvestitionen im dritten Quartal erneut deutlich gesunken.

 

In den nächsten Monaten dürfte sich die Inflation weiter auf sehr hohem Niveau bewegen, weshalb die US-Notenbank wohl weitere Zinsschritte vornehmen wird. Die Belastungen für die Unternehmen und Verbraucher werden daher vorerst groß bleiben. Wir rechnen weiterhin mit einer Rezession in den USA im Winterhalbjahr 2022/2023.

-- Alexander Buhrow