MOE-Segment: Eurobonds gewinnen an Relevanz
In Polen, Rumänien und Ungarn ist der Abstand zwischen den Refinanzierungssätzen von Eurobonds und lokalen Anleihen zuletzt deutlich gestiegen.
Die Renditen der Zloty-Anleihen des Emittenten Polen sind seit Herbst vergangenen Jahres massiv gestiegen. Lag das Renditeniveau im September 2021 je nach Laufzeit noch zwischen knapp über null und zwei Prozent, notieren die Renditen nunmehr zwischen rund 6,5 und fast 8% und stellen damit den Renditeanstieg in der Eurozone weit in den Schatten. Grund für diese Entwicklung ist die in Mittel- und Osteuropa besonders hohe Inflation und die Reaktion der dortigen Notenbanken. Die polnische Notenbank hat den Leitzins bereits auf 5,25% angehoben, ein Anstieg um 515 Basispunkte binnen Jahresfrist.
Nicht nur in Polen, sondern auch in Ungarn und Rumänien ist der Abstand zwischen den Refinanzierungssätzen in Euro (Eurobond-Segment) und in lokaler Währung (lokales Anleihe-Segment) damit massiv angewachsen. Besonders drastisch fällt die Entwicklung jedoch im Fall Polens auf, dessen Bonitätsnote von durchschnittlich „A-“ deutlich besser als die Ungarns oder Rumäniens ist. Während polnische Zloty-Renditen massiv in die Höhe schnellten, hielt sich der Renditeanstieg im internationalen Eurobond-Segment noch in Grenzen.
Der große Abstand zwischen den Renditen im Eurobond- und im lokalen Segment treibt zunehmend auch die Regierungen der betreffenden Länder um. Während sich Rumänien traditionell stark in Euro verschuldet und Ungarn zumindest einen beträchtlichen Anteil an Bonds in Fremdwährungen ausstehen hat, setzte Polen bislang vor allem auf Zloty-Emissionen. Die inzwischen hohen Refinanzierungskosten führen aber zu einem Umdenken in Warschau. Die PiS-Regierung hat angekündigt, in Zukunft verstärkt auf das internationale Anleihesegment und vor allem auf Euro-denominierte Bonds zu setzen. Aber auch die anderen Nicht-EWU-Staaten könnten diese Strategie verfolgen und den Eurobond-Anteil weiter erhöhen. Hierbei dürften vor allem auch längere Laufzeiten von Interesse sein, um das kurzfristige Zinsänderungsrisiko des Portfolios in Grenzen zu halten.
Mit der Aussicht auf eine anziehende Emissionstätigkeit Polens, Rumäniens und Ungarns im Eurobond-Segment dürfte das Interesse der Investoren geweckt werden. Zum einen ist perspektivisch mit einer höheren Liquidität und einer (noch) gleichmäßigeren Laufzeitenkurve zu rechnen. Zum anderen bieten die Eurobonds nach dem jüngsten Anstieg der Risikoaufschläge gegenüber Swapsätzen infolge des Ukraine-Krieges und der hohen Inflationsraten einen deutlichen Rendite-Pickup verglichen mit EWU-Anleihen mit ähnlichem Rating.
-- Sophia Oertmann