Aktienindex-Ziele angepasst, Kurspotenzial vorhanden

Zinswende und Kriegsgeschehen belasten den Aktienmarkt nachhaltiger als erwartet, eine Anpassung der Indexziele für 2022 ist unumgänglich. Steigende Unternehmensgewinne bieten Kurspotenzial.

Die Aktienmarktentwicklungen der vergangenen Wochen sind ein Ergebnis der (a) anstehenden globalen Zinswende sowie der (b) schwelenden Konjunkturrisiken aufgrund des eskalierenden Russland-Ukraine-Konflikts und der andauernden Corona-Krise. Diese Aktienmarkttreiber entfalten sich in einem stärkeren und nachhaltigeren Umfang als ursprünglich erwartet und bedingen daher eine ebenso merkliche Anpassung unserer Aktienindexprognosen für das Jahr 2022.

 

Das aktuelle Kriegsgeschehen wird die Marktvolatilität auf eine neue Höhe treiben und auch weiterhin hochhalten. Die realwirtschaftlichen Konsequenzen sind derzeit zwar schwer zu quantifizieren. Diese dürften aber überschaubar sein, da die seit Jahren verhängten Sanktionen gegen Russland schon zu einer Reduzierung der bilateralen Handelsbeziehungen zwischen Russland und den Industrieländern geführt haben. Das Investorenvertrauen ist jedoch getrübt und führt zu erhöhten Risikoprämien.

 

Die aktuelle Gemengelage überschattet allerdings die Tatsache, dass die überregionalen Unternehmensgewinne kontinuierlich wachsen und auch die Erwartungen für die Folgejahre zunehmen. Dies wird aufgrund der erhöhten Risikoprämien nicht adäquat in den Aktienkursen reflektiert und bildet vor allem für Zykliker eine „stille Bewertungsreserve“, sprich Aktienkurspotenzial, welches durch eine Verbesserung des Investorensentiments entladen werden kann. Historisch gesehen konnten insbesondere die stark belasteten Sektoren mit dem Ende einer angespannten Krisen-Phase enorme Kursgewinne verzeichnen.

 

Vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Belastung für die Aktienmärkte durch die (US-) Zinswende und einer zeitlich begrenzten Eintrübung des Investorensentiments durch die aktuellen Krisenherde erwarten wir trotz einer überregionalen Kursziel-Reduzierung mehr Kurspotenzial für Zykliker als für „Long Duration“-Investment wie hochbewertete (US-) Technologieunternehmen und defensive Aktien-Sektoren. Wir reduzieren zum Jahresende das DAX-Ziel von 18.000 auf 17.000 Punkte, das Indexziel für den S&P 500 senken wir von 5.300 auf 4.800 Punkte.

 

-- Sven Streibel