Total-Return-Tiefflug der Rentenmärkte setzt sich 2022 fort

Das Jahr 2021 war in puncto Total-Return-Entwicklung kein gutes für die Euro-Anleihemärkte. Beim Blick über die Anleihebereiche haben die Bankanleihen mit einem Minus von 0,8% den Rang des Top-Performers erreicht, wenn die die Entwicklung des entsprechenden iBoxx-Index zugrunde gelegt wird. Die rote Laterne halten die Agency-Anleihen und Covered Bonds mit einem Verlust von jeweils 2,1%. Der Total-Return-Tiefflug aus dem vergangenen Jahr setzt sich im neuen Jahr fort. Seit Beginn des Jahres haben alle Anleihesektoren einen Verlust im Bereich von 0,3% bis 0,4% erlitten.


Der Verlusttreiber Nummer eins bleibt weiterhin der Anstieg des generellen Zinsniveaus. Vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Inflation hat sich die Rendite der zehnjährigen deutschen Staatsanleihe aktuell auf -0,04% erhöht. Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres wurde die Rendite im Tagestief noch bei -0,40% gehandelt. Der starke Zinsanstieg erfreut zwar den Anleger, der aktuell Positionen aufbaut, Investoren, die in dieser Zeit allerdings investiert waren, haben dementsprechend größere Kursverluste erlitten.


Angesichts der inflatorischen Entwicklung ist die Europäische Zentralbank (EZB) gefragt. Die Marktteilnehmer erwarten eine Normalisierung der geldpolitischen Ausrichtung und die EZB ist mit der angekündigten Beendigung des PEPP bereits auf den Pfad eingeschwenkt. Das bedeutet, dass die Nettoneukäufe der Notenbank im Jahresverlauf signifikant nachlassen werden. Kann die geringere EZB-Nachfrage nicht durch ein steigendes privates Käuferinteresse kompensiert werden, sollten die Risikoaufschläge im Anleihemarkt eigentlich zunehmen – zumindest unter der Annahme eines nahezu gleichbleibenden Nettoneuemissionsvolumens. Doch weit gefehlt: Die Risikoprämien gegenüber den entsprechenden Bundesanleihen haben sich nach Weihnachten in fast allen Anleihesegmenten verringert, mit Ausnahme des Staatsanleihesektors, dessen Risikoaufschlag im Durchschnitt nahezu unverändert notiert. Dass die Risikoprämien auf Basis des Asset-Swap-Spreads im gleichen Zeitraum zum Teil zugenommen haben, liegt in der Tatsache begründet, dass sich der Bund/Swap-Spread seit den Feiertagen von 50 auf aktuell 41 Basispunkte verringert hat. Das Marktmuster bleibt bis dato also unverändert: Während die Inflation auf der Zinsseite sehr deutlich eingepreist wird, reagieren die Risikoaufschläge auf eine bevorstehende Normalisierung der Geldpolitik bis dato nicht.


-- Günther Scheppler