USA: Deutlicher – aber dennoch enttäuschender – Beschäftigungsaufbau im November
In den USA wurde im November ein deutlicher Anstieg der Zahl der Beschäftigten von 210.000 gegenüber dem Vormonat verzeichnet. Die US-Konjunktur fährt im laufenden Schlussquartal 2021 ein hohes Tempo, nachdem sie im Spätsommer noch durch eine Corona-Welle stark gebremst wurde. Entsprechend ist der Personalbedarf der Unternehmen derzeit groß. Besonders die Dienstleister stellten im letzten Monat viele neue Mitarbeiter ein. So wurde allein im Bereich Transport und Lagerung ein relativ kräftiges Wachstum von fast 50.000 Stellen verzeichnet. Lieferdienste und Transportunternehmen haben angesichts der Rekordvolumina an Waren, die derzeit bewegt werden, alle Hände voll zu tun. Daneben stellten Unternehmen des Freizeit- und Beherbergungsbereichs viele Arbeitskräfte ein, weil sie nach dem abebben der „Delta-Welle“ von einer deutlich steigenden Nachfrage nach Dienstleistungen profitieren.
Aber auch Industriebetriebe und Baufirmen erfreuen sich einer hohen Nachfrage und brauchen deshalb zusätzliches Personal. Die Zahl der Beschäftigten stieg im verarbeitenden Gewerbe und im Bausektor jeweils um immerhin 31.000 gegenüber Oktober. Dies ist ein positives Signal, weil die Unternehmen offenbar ihre Produktion weiter steigern wollen – ein Hinweis darauf, dass sich die Verfügbarkeit von Materialien ein wenig gebessert hat.
Dennoch geht mit dem aktuellen Arbeitsmarktbericht auch eine herbe Enttäuschung einher: Im Vergleich zum Oktober hat sich das Stellenwachstum mehr als halbiert, weil der Bewerbermangel weiterhin stark ausgeprägt ist. Das Arbeitsangebot ist derzeit der limitierende Faktor. Die Erwerbsfähigen, die aktuell nicht arbeiten, sondern sich seit Pandemiebeginn in die sogenannte „stille Reserve“ zurückgezogen haben, kehren bisher nur langsam auf den Arbeitsmarkt zurück. Daher fehlen dem US-Arbeitsmarkt noch fast vier Millionen Arbeitnehmer im Vergleich zum Corona-Vorkrisenniveau. Ein kräftiger Zustrom von Arbeitskräften aus der stillen Reserve auf den Arbeitsmarkt ist aber notwendig, um den Arbeitskräftemangel zu lindern und den daraus resultierenden spürbaren Lohndruck zu dämpfen. Sollte der Zustrom aus der stillen Reserve entgegen den Erwartungen in den nächsten Monaten ausbleiben – möglicherweise auch aufgrund der neuen Corona-Variante Omikron – bliebe der Lohndruck und letztlich auch der Inflationsdruck wohl länger erhöht.
Alexander Buhrow
