Kryptowährungen: Investition mit Potenzial und Risiko

  • Der Einbruch der Kurse am Kryptowährungs-Markt vom vergangenen Wochenende wirkt immer noch nach. Über die Zukunft sagt dies wenig aus.
  • Seit Ende 2020 hat der Bitcoin fast 80% zugelegt. Überflügelt wird er von Altcoins, die der Öffentlichkeit zu Jahresbeginn noch unbekannt waren.
  • Investitionen in junge aufstrebende Altcoins setzen eine sehr hohe Risikobereitschaft voraus. Verluste von 70% und mehr sind hier keine Seltenheit.

Kurseinbruch binnen weniger Minuten wirkt nach

Das vergangene Wochenende hat einmal mehr vor Augen geführt, dass Investitionen in Kryptowährungen nicht nur mit Ertragschancen, sondern auch mit Risiken und Kursverlusten verbunden sein können. Binnen weniger Minuten ging es für Bitcoin rund 20% bergab. Die Altcoins, also die Kryptowährungen aus der zweiten und dritten Reihe, waren zum Teil noch stärker betroffen. Zwar ist weiterhin nicht gänzlich geklärt, wodurch der Kursrutsch ausgelöst wurde. Meist wird auf Äußerungen von US-Notenbankchef Powell, Unsicherheiten durch die Omikron-Variante oder technische Faktoren verwiesen. Zumindest einen Teil der verzeichneten Verluste konnte das Kryptowährungs-Segment allerdings kompensieren.

Bis vor kurzem unbekannte Altcoins mit den deutlichsten Gewinnen in 2021

Ungeachtet des jüngsten Einbruchs offenbart der Blick auf die Kursentwicklung einzelner Kryptowährungen zwei Erkenntnisse. Zum einen verzeichnet der Bitcoin in 2021 weiterhin einen deutlichen Kursanstieg von knapp 80% – ein immenser Wertzuwachs verglichen mit den meisten traditionellen Anlagemöglichkeiten. Zum anderen sind es vor allem zu Beginn des Jahres noch recht unbekannte Altcoins, die die größten Kurssprünge verzeichnen konnten. Solana, dem insbesondere Potenzial im Bereich Decentralized Finance (DeFi) zugesprochen wird, hat seinen Wert seit Ende 2020 mehr als verhundertfacht. Beim Dogecoin, der ursprünglich eine Parodie auf Bitcoin darstellen sollte, wurde aus einer Investition von 1.000 EUR in nicht einmal zwölf Monaten ein Wert von 40.000 EUR.

Mit Wertzuwächsen von unter 50% zwar im Plus, aber im Vergleich mit anderen Vertretern des Segments schlecht abgeschnitten haben in diesem Jahr hingegen Altcoins, die vor wenigen Jahren noch zu den Top Ten unter den Kryptowährungen gehörten. Aktuell belegen EOS (+45%), Bitcoin Cash (+41%) und Litecoin (+34%) nur noch Plätze in der Region von 20 bis 45.

 

Auf das Timing kommt es an

Auf den ersten Blick ergibt sich aus der Analyse der Kursentwicklung des Jahres 2021 ein recht klares Bild. Investitionen in Bitcoin werfen im Vergleich zu einigen anderen Kryptowährungen lediglich überschaubare Erträge ab. Eine Chance, schnell reich zu werden, bieten hingegen mögliche Kursexplosionen junger, aufstrebender Altcoins. Dieser Eindruck ist zwar nicht ganz von der Hand zu weisen. Allerdings ergeben sich auf den zweiten Blick mehrere Unwägbarkeiten.

Mal davon abgesehen, dass es schwierig sein dürfte, diejenigen Kryptowährungen zu identifizieren, die in den nächsten Monaten groß rauskommen werden, spielt das Timing bei den Altcoins eine bedeutende Rolle. So hat beispielsweise der Dogecoin gegenüber seinem Höchststand im Mai dieses Jahres über 70% an Wert eingebüßt. Der Outperformer in 2021, Solana, hat seit dem erst Anfang November verzeichneten Rekordniveau rund ein Viertel seines Wertes verloren. Wirklich besser als Bitcoin schneidet Solana in dieser Betrachtung nicht ab.

 

Altcoins als Alternative mit hohem Risiko

Die ehemalige zweite Reihe der Altcoins stellt zudem unter Beweis, dass es noch deutlich weiter bergab gehen kann. Sowohl Bitcoin Cash (-87%) als auch EOS ( 80%) liegen aktuell sehr weit unterhalb ihrer Höchststände von Ende 2017 bzw. Mitte 2018. Zwischenzeitlich belief sich das Minus bei erstgenanntem Altcoin sogar auf 98%. Da überrascht es nicht, dass diese Vertreter mittlerweile eher in der dritten oder vierten Reihe des Segments anzutreffen sind.

Gerade angesichts derartiger Kursrisiken liegt es nahe, eine Investition über mehrere Kryptowährungen zu verteilen und ein breites Portfolio anzulegen. Ein zentrales Problem ist in diesem Zusammenhang, dass der Bitcoin-Kurs einen enormen Einfluss auf die Entwicklung des gesamten Segments ausübt. Deutlich wird dies an der hohen Korrelation der Altcoins mit dem Primus inter Pares. Diese liegt bei den meisten nennenswerten Kryptowährungen zwischen etwa 0,50 und 0,85. Zum Vergleich: Beim DAX bewegt sich die Korrelation zwischen dem nach Marktkapitalisierung größten Konzern und den Unternehmen auf den Plätzen zwei bis acht bei 0,14 bis 0,37. Bei einem Portfolio, das Vermögenswerte aus verschiedenen Asset-Klassen umfasst, sollten die Korrelationen noch geringer ausfallen, Risiken folglich noch breiter gestreut werden können.

 

Fazit

Festhalten lässt sich, dass die mit Bitcoin erzielten Gewinne in den vergangenen Jahren durchaus beachtlich waren. Seit Anfang 2018 hat sich der Kurs beinahe vervierfacht. Abgesehen von Ether, der seit Jahren etablierten Nummer zwei des Segments, dürfte es kaum Kryptowährungen geben, die auf diesen langen Zeitraum betrachtet mithalten können.

Eine Garantie, dass sich diese vergleichsweise stabile Renditeentwicklung fortsetzt, gibt es nicht. Selbst Bitcoin-Investitionen sind hochriskant und sollten nur in dem Umfang getätigt werden, der als Totalverlust verkraftet werden kann. Darüber hinaus lässt sich schlussfolgern, dass eine Investition in (potenziell) aufstrebende Altcoins zwar durchaus rentabel sein kann. Allerdings sollten interessierte Anleger ein hohes Maß an Risikobereitschaft mitbringen, da Rekordstände offensichtlich schnell außer Reichweite liegen können.

 

Sören Hettler


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