Euro-Raum: Aufschwung mit mehr Gegenwind - Inflationsrate steigt weiter

Die gute Nachricht zuerst: Der Aufschwung im Euro-Raum hat sich auch im dritten Quartal 2021 weiter kräftig fortgesetzt. Gegenüber dem Vorquartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,2% zu. Mit den Lockerungen der Corona-Restriktionen zwischen Juli und September war der private Konsum wohl die maßgebliche Stütze der Konjunkturerholung. Noch liegen keine Details für die Quartalsentwicklung vor, aber die Angaben aus einigen Mitgliedsländern lassen schon darauf schließen.


Die vier größten Mitgliedsländer verzeichneten alle kräftige Zuwachsraten. In Deutschland stieg das BIP um 1,8% gegenüber dem Vorquartal (Zuwachsrate Q2: 1,9%), in Spanien um 2,0% (Q2: 1,1%), in Italien um 2,6% (Q2: 2,7%) und in Frankreich sogar um 3,0 (Q2: 1,3%). Die Erholung im Sommerquartal stand also auf einer breiten Basis.


Nun aber die schlechteren Nachrichten: Der Winter kommt, und mit ihm wird der Gegenwind für die Konjunktur im Schlussquartal 2021 zunehmen. Verschiedene umfragebasierte Stimmungsindikatoren deuten schon auf eine Verlangsamung des Aufschwungs hin. Die Industrie berichtet noch immer von weitreichenden Problemen bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen, was für Wachstumseinbußen sorgen wird. Zudem verzeichnen einige Länder inzwischen wieder steigende Corona-Neuinfektionen. Umfassende Lockdowns wie in 2020 erwarten wir zwar nicht, erneute Beeinträchtigungen in einigen Bereichen können aber nicht ausgeschlossen werden. Und nicht zuletzt schmälert die – hauptsächlich energiepreisbedingt – stark steigende Inflation die Kaufkraft der Verbraucher und erhöht den Kostendruck in der Industrie.


Im Oktober fielen die Verbraucherpreise im Euro-Raum um 4,1% höher aus als noch von einem Jahr. So hoch lag die Inflationsrate zuletzt im Jahr 2008. Die Energiekomponente, vor allem Öl, Gas und Strom, treibt die Inflationsrate im Euro-Raum in die Höhe. Und die Spitze der Fahnenstange ist bei den Verbraucherpreisen noch nicht erreicht. Auch wenn wir weiterhin überzeugt sind, dass der starke Inflationsdruck transitorischer Natur ist, werden wir uns zumindest über die Wintermonate an historisch hohe Inflationsraten gewöhnen müssen.


Vor diesem Hintergrund wird die Konjunktur im vierten Quartal das hohe Wachstumstempo im Euro-Raum nicht halten können. Wir gehen sogar davon aus, dass sich die Wachstumsrate des BIP im Euro-Raum mehr als halbieren wird.

 

-- Dr. Christoph Swonke



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