Bitcoin auf Rekordjagd
Die älteste und bekannteste Kryptowährung der Welt hat in den vergangenen Wochen deutliche Kursgewinne erzielt und erreichte dabei ein neues Allzeithoch bei knapp 67.000 USD. Den jüngsten Kursgewinnen vorausgegangen war ein schwieriger Sommer. Bitcoin stand in der Kritik. Der enorme Energieverbrauch und Warnungen vonseiten der US-Regulierung trübten die Stimmung ebenso wie das rigide Vorgehen der chinesischen Regierung gegen das Mining und den Einsatz von Kryptowährungen im eigenen Land.
Aktuell im Fokus steht hingegen die Hoffnung, dass sich Bitcoin & Co. auf Dauer als eigenständige Assetklasse etablieren werden. Diese fußt vor allem auf dem Start eines erstmals in den USA zugelassenen Exchange Traded Fund (ETF), der über Bitcoin-Futures „direkt“ auf den Kurs der Kryptowährung abzielt. Anhänger sehen in diesem Schritt einen Meilenstein, der zusätzliche Investoren und enormes Kapital in das Segment bringen wird. Skeptiker verweisen hingegen darauf, dass es bereits seit längerem komfortable Einstiegsmöglichkeiten gibt, der Impuls daher begrenzt sein dürfte.
Profitieren kann der Bitcoin-Kurs aktuell auch von den weltweit kursierenden Inflationssorgen. Diese nagen an der Reputation der Zentralbanken und am Vertrauen in die langfristige Stabilität traditioneller Währungen. Der Bitcoin gewinnt in diesem Zusammenhang an Attraktivität, gilt die Kryptowährung doch zahlreichen Anhängern als digitales Gold und Schutzschild gegen eine übermäßige Inflation. Der Eindruck, dass einige Notenbanken bestehende Inflationsrisiken nicht mit der angemessenen Ernsthaftigkeit angehen, macht die Lage für Euro, Dollar & Co. sicherlich nicht besser.
Angesichts der vorherrschenden Rahmenbedingungen wenig überraschend befinden sich die Bitcoin-Optimisten nach der Dürre des Sommers derzeit im Aufwind. Kursprognosen von 100.000 USD bis zum Jahresende machen bereits die Runde. Ausschließen lassen sich derartige Niveaus zwar nicht, das hat die dynamische Entwicklung der letzten Jahre eindrucksvoll bewiesen. Kursoptimisten seien an dieser Stelle allerdings daran erinnert, dass als „bedeutende Meilensteine“ eingestufte Ereignisse in der Vergangenheit teils zeitlich eng mit erheblichen Kurseinbrüchen zusammenfielen. Festzuhalten bleibt, dass jegliche Bitcoin-Prognose nicht mehr als ein in Zahlen ausgedrücktes Bauchgefühl darstellt – US-ETFs hin, deutsche ETNs her.
Sören Hettler