Die kräftige Konjunkturerholung verliert im Euro-Raum zusehends an Schwung
Der Herbst wird konjunkturell rauer. Derzeit bauen sich an drei Fronten markante Risiken für die Euro-Wirtschaft auf: Angebotsengpässe in immer mehr Branchen, die Verbraucherpreisinflation steigt in vielen Euroländern auf Langzeithochs und zudem nimmt die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Europa wieder tendenziell zu. Dies macht sich zunehmend auch in den Stimmungsbarometern des Euro-Raums sichtbar. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft (Composite PMI) des Währungsraums büßte im Oktober 1,9 Zähler gegenüber dem Vormonat ein und landet auf einem Stand von 54,3 Punkten. Damit bleibt der Index zwar weiterhin oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten und signalisiert einen soliden Wachstumspfad. Der Abwärtstrend des Sentiments seit dem Juli 2021 ist jedoch erkennbar. Dies deutet darauf hin, dass sich das hohe Tempo der konjunkturellen Erholung im Herbst abschwächt.
Insbesondere Deutschland bekommt den Gegenwind bereits recht deutlich zu spüren. Die Sorge bezüglich gestresster Lieferketten und steigender Preise ist vor allem hierzulande ein ernstzunehmender Belastungsfaktor für die Industrie geworden. Entsprechend deutlich verliert einmal mehr der Einkaufsmanagerindex für die Industrieproduktion. Der Indikator sinkt von 54,2 im September auf 51,1 Zähler im Oktober. Die Geschäftsaussichten für den Dienstleistungssektor geben kein besseres Bild ab. Offenbar greift das Problem der Materialengpässe auch auf diesen Sektor über. Der Indikator verliert 3,5 Zähler und landet bei einer Messzahl von 52,0.
In Frankreich verlagern sich die Wachstumsimpulse zunehmend auf den Dienstleistungssektor. Die Messzahl „PMI Services“ klettert im Oktober leicht auf 56,6 (+0,4 Punkte). Gestützt wurde diese positive Entwicklung wohl auch durch weitere Lockerungen von Reisebeschränkungen, was dem Tourismus etwas Auftrieb gegeben haben dürfte. Die gute Stimmung im verarbeitenden Gewerbe trübt sich hingegen ein. Auch hier gewinnt das Problem gestörter Lieferketten merklich an Relevanz.
Die Erstschätzung für das Bruttoinlandsprodukt im Euro-Raum für das dritte Quartal wird am 29. Oktober veröffentlicht.
-- Matthias Schupeta