Sichteinlagenabfluss im August – private Haushalte holen Konsum nach

Wie aus der Bankenstatistik der Deutschen Bundesbank hervorgeht, hat sich der Anstieg der Guthaben auf den Girokonten der Bundesbürger in den Sommermonaten stark abgeschwächt. Wuchsen die Sichteinlagen privater Haushalte in Deutschland in den Monaten Juni, Juli und August in der Vor-Corona-Zeit noch um 23,3 (2018) bzw. 29,6 Mrd. Euro (2019), waren es in diesem Sommer nicht einmal 10 Mrd. Euro und im August wurde sogar ein Abfluss von 3,6 Mrd. Euro verbucht. In welchem Umfang die liquiden Mittel in den privaten Verbrauch bzw. in Geldanlagen, Tilgungen oder Investitionen flossen, gibt die Statistik zwar nicht her. Trotzdem deutet die sehr schwache bzw. rückläufige Sichteinlagenentwicklung darauf hin, dass die privaten Haushalte in der Sommer- und Urlaubszeit wieder deutlich mehr konsumiert haben.

 

Im letzten Jahr und im ersten Halbjahr 2021 war die Sparquote durch die Corona-Krise in die Höhe geschossen. Phasenweise legten die privaten Haushalte rund ein Fünftel ihres verfügbaren Einkommens auf die hohe Kante – aus Verunsicherung vor allem zu Beginn der Krise und weil Lockdown-Maßnahmen und Reisebeschränkungen den Konsum massiv behinderten. In den sechs Quartalen von Anfang 2020 bis Mitte 2021 sparten die Bürger rund 180 Mrd. Euro mehr als sonst üblich. Ein Teil dieser Mittel floss jetzt im Sommer in den Konsum – in Urlaubsreisen, Restaurantbesuche und Shopping. Der Prozess des „Entsparens“ der Corona-bedingten Zusatzersparnis hat also begonnen. Wie gut sich der private Konsum weiterentwickelt und welchen Beitrag er zum Wirtschaftswachstum leisten kann, hängt vor allem vom weiteren Pandemieverlauf ab und ob es schnell gelingt, die derzeitigen Lieferengpässe zu überwinden, so dass die Verkaufsregale pünktlich zum Weihnachtsgeschäft gut gefüllt sind.

 

-- Michael Stappel

 


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