Deutscher Wohnungsmarkt nach der Wahl: Was wird aus Mietendeckel und Enteignungen?

Die Anleger am Wohnungsmarkt haben die Mietregulierungspläne im Wahlkampf nicht verschreckt: Die ungebrochen hohe Nachfrage nach Mehrfamilienhäusern ließ die Kaufpreise weiter steigen. Die relativen Kaufpreise in Relation zur Jahresmiete sind zur Jahresmitte 2021 auf ihr bisheriges Maximum gestiegen.

Mit Blick auf das Wahlergebnis könnten die Anleger Recht behalten, ein Linksruck ist ausgeblieben. Die von SPD, Grünen und Linken angestrebte strikte Wohnungsmarktregulierung inklusive Mietdeckelung ist damit aber nicht vom Tisch, denn an der nächsten Bundesregierung werden mit SPD beziehungsweise Grünen auch dessen Befürworter beteiligt sein. Der Handlungsspielraum wird zudem von verfassungsrechtlichen Grenzen beschnitten. So wird es wohl eher auf ein Herumschrauben an den bekannten Regulierungsinstrumenten wie der Mietpreisbremse hinauslaufen.

Mehr Zuspruch fand die Verstaatlichung von Wohnungsgesellschaften in Berlin. Das parallel zur Bundestagswahl stattgefundene Referendum „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ erreichte eine Zustimmung von 56%. Für den Senat ist das Ergebnis aber nicht bindend. Zudem stehen dem Vorhaben hohe rechtliche Hürden und enorme Entschädigungsaufwendungen im Weg. Neue Wohnungen entstehen dagegen nicht, vielmehr werden Anleger vergrault. Ignorieren kann der Senat das Referendum aber wohl nicht. Alternativ könnte Berlin den kommunalen Wohnungsbestand durch Zukäufe ausweiten. Erst Anfang September hat die Bundeshauptstadt rund 15.000 Wohnungen für 2,5 Mrd. Euro gekauft. Auch das ist teuer und wirkt sich nicht positiv auf das Wohnungsangebot aus.

Für Anleger am Wohnungsmarkt könnten sich die Folgen einer ausgeweiteten Mietregulierung ohnehin in Grenzen halten. Der Mietanstieg hat sich bereits verlangsamt, gebremst vom ausgeweiteten Neubau und einer kaum noch wachsenden Großstadtbevölkerung, die teilweise sogar sinkt. Hier wirken sich die verlangsamte Zuwanderung nach Deutschland und die wachsende Attraktivität des Umlands durch günstigere Mieten und nicht zuletzt durch Homeoffice aus. Zu einer Belastung für Vermieter könnten jedoch die Kosten für die energetische Sanierung ihrer Wohnungen werden. Auch die Alterung der Gesellschaft stellt den Immobilienmarkt vor Herausforderungen. Unter dem Strich werden sich Wohnungen dank niedriger Leerstände weiterhin gut vermieten lassen, die Frage der Wirtschaftlichkeit von Wohninvestments gewinnt aber an Bedeutung.

 

-- Thorsten Lange

 


Artikel bewerten

Vielen Dank für Ihre Wertung. Ihre Wertung:
Aktuelle durchschnittliche Bewertung des Artikels: 1.15