Industrie überrascht mit positiven Ergebnissen bei Produktion und Auftragseingängen

 

Dass die deutsche Wirtschaft im Post-Corona-Boom angekommen ist, beweisen die Auftragseingänge, die im Juli ein neues Allzeithoch erklommen haben. Saison- und kalenderbereinigt stiegen sie um 3,4% gegenüber dem Vormonat. Im Juni und Mai waren es sogar jeweils über 4%. Damit übertreffen die Auftragseingänge inzwischen nicht nur ihr Vorkrisenniveau um beträchtliche 15,7%, sondern auch ihren bisherigen Höchststand vom Dezember 2017. Vor allem die Nachfrage aus dem nicht zum Euroraum gehörigen Ausland nahm zuletzt deutlich zu, auch durch Großaufträge aus dem Schiffbau.

 

Leider können sich die Unternehmen an dieser Auftragsflut aber nicht uneingeschränkt erfreuen. Anhaltende Lieferprobleme bei Vorprodukten wie etwa Halbleitern oder Holz sowie stark gestiegene Preise für Rohstoffe und andere Vorprodukte und Materialien belasten die Produktionstätigkeit und erhöhen gleichzeitig den Druck auf die Margen. Immerhin legten aber auch die Erzeugerpreise so dynamisch zu wie schon lange nicht mehr. Die Produktion im produzierenden Gewerbe stieg im Juli zwar um 1% gegenüber dem Vormonat. Sie liegt aber immer noch 5,5% unter ihrem Vorkrisenniveau. Selbst die insgesamt besser verlaufene Bauproduktion verfehlt ihren Wert vom Februar 2020 leicht.

 

Dagegen entwickelte sich der Dienstleistungsbereich zuletzt erfreulicher. Die Umsätze der Dienstleister (ohne Handel und Gastgewerbe) konnten im 2. Quartal um 2,8% gegenüber dem Vorquartal zulegen. Damit übertrafen sie nun immerhin marginal das Vorkrisenniveau vom 4. Quartal 2019 (+0,1%).

 

Langfristig dürfte aber auch die weitere Entwicklung der Industrie nur wenig Grund zur Sorge liefern. Die hohen Auftragspolster geben schließlich nicht nur in der besonders stark vom Chipmangel betroffenen Automobilindustrie berechtigten Anlass zur Hoffnung. Zwar dürfte es etwa in der Autobranche noch bis weit ins nächste Jahr hinein dauern, bis sich die Versorgungssituation bei den Halbleitern beruhigt. Die hohen Auftragsbestände sichern den Industrieunternehmen dafür aber ein länger anhaltendes Wachstumspotential. Letztendlich ist dies ein weiterer Grund dafür, dass die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr mit 4,8% dynamischer wachsen dürfte als in diesem Jahr (+2,7%).

 

Dr. Claus Niegsch


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