Deutschland setzt am Anleihemarkt zwei Ausrufezeichen

Anders als es die Temperaturen draußen vermuten lassen, gehören die ersten Tage im September am Kapitalmarkt zum heißen Herbst. Denn neben dem Jahresanfang ist dies das zweite Mal im Jahr, dass die Kapitalaufnahme über Anleihen nach einer ferienbedingten Flaute routinemäßig wieder floriert. Die Blicke der Marktteilnehmer richten sich dann auf die ersten „Eisbrecher“-Emissionen, in der Hoffnung, aus dem Zahlenwerk Rückschlüsse über das aktuelle Wohlbefinden der Investoren ziehen zu können.

Die Bundesrepublik Deutschland wartet in diesem Jahr mit zwei Hinguckern für diese Phase des Emissionszyklus auf. Heute erfolgte die Syndizierung einer neuen 30-jährigen Benchmarkanleihe mit Fälligkeit am 15. August 2052. Darunter wird eine Vermarktung der Anleihe nicht im Auktionsverfahren an die offizielle Bietergruppe verstanden, die aus ausgewählten Banken besteht, sondern der Vertrieb der Anleihe über Banken an eine Vielzahl von Investoren, auch private. Die heutige war die mittlerweile dritte deutsche Bundesanleihe, die seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Syndizierungsverfahren emittiert wurde. Und sie war abermals ein Erfolg – die Nachfrage war mit über 18 Mrd. Euro enorm. Zumeist ist dieses Verfahren für den Emittenten etwas teurer, im Falle Deutschlands waren Preiszugeständnisse vor diesem Hintergrund jedoch nicht vonnöten.

Spannend dürfte es auch am 8. September werden, wenn der Bund abermals eine neue, zehnjährige grüne Anleihe begibt, dieses Mal im Auktionsverfahren für die genannte Bietergruppe. Das Volumen der Auktion soll sich auf 3,5 Mrd. Euro belaufen und im Oktober um weitere drei Mrd. Euro aufgestockt werden. Im vergangenen September, als erstmals eine grüne zehnjährige im Syndizierungsverfahren begeben wurde, betrug das Ordervolumen über 33 Mrd. Euro. An diesem Nachfrageüberhang dürfte sich in der Zwischenzeit nicht viel geändert haben. Kein Wunder also, dass grüne Bundesanleihe ein klein wenig teurer sind ihre konventionellen Zwillingsanleihen, zumal das Angebot knapp bleibt: Das jährlich angepeilte Emissionsvolumen grüner Bundeswertpapiere für 2021 wäre nach der Aufstockung erreicht. Weitere grüne Bundesanleihen sind somit erst wieder für 2022 zu erwarten.

-- René Albrecht


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