Automobilhersteller: Chip-Mangel als Tempolimit
Mit der Krise im Rückspiegel konnten die Automobilkonzerne für Q2 eine im Jahresvergleich deutlich verbesserte operative Entwicklung berichten. Doch bremste der industrieweite Halbleiterengpass das Wachstumstempo spürbar aus. Der Aufwärtstrend bei der Nachfrage zeigte sich zwar weiterhin intakt, allerdings stotterte die Produktion vor allem aufgrund der Chip-Versorgungslücken. Als Folge des somit knappen Automobilangebots präsentierte sich die Preisseite aus der Herstellersicht indes äußerst vorteilhaft und konnte die verpassten Absatzchancen in der Regel überkompensieren. Vor diesem Hintergrund waren branchenweit sehr positive Ergebnistrends und nicht selten Rekordmargen zu beobachten.
Die Geschäftsausblicke für das Gesamtjahr deuteten jedoch an, dass die erreichten Niveaus mitunter nicht haltbar sein dürften. Den Hauptbelastungsfaktor stellt nach wie vor die Halbleiterthematik dar. War die Chip-Knappheit auf dem eingeschlagenen Wachstumspfad der Branche bisher lediglich eine Art Tempolimit, warnten die meisten Konzerne für H2 vor einer nochmals sichtbar gedrosselten Geschwindigkeit mit steigender Staugefahr. Darüber hinaus erhöhen die gestiegenen Werkstoffpreise – allen voran Stahl – zunehmend die Inputrechnung. Die Herausforderungen nehmen also eindeutig zu, allerdings haben sich die Konzerne auch eine gute Ausgangsbasis erarbeitet. Zudem sprechen die aufgestaute Nachfrage sowie die robusten konjunkturellen Rahmenbedingungen für ein intaktes Umfeld. Angesichts des anhaltenden Lieferkettenstresses sollte auch das Preisniveau zunächst üppig bleiben und die Margen stützen. In Anbetracht der schwer kalkulierbaren Halbleiterversorgung stehen jedoch hohe Schwankungen bei der Cash-Generierung zu erwarten, welche im Herstellervergleich erneut sehr unterschiedlich ausfallen könnten.
Angesichts der kurzfristigen Herausforderungen dürften bei den Ratingagenturen zwar noch nicht alle Fragezeichen ausradiert sein, gleichwohl hat der Druck auf die Bonitätsprofile des Sektors 2021 sichtbar nachgelassen. Die Ratinghäuser honorierten bereits vielfach die klaren Aufwärtstendenzen, welche durch die Q2-Zahlenwerke bestätigt wurden. Das insgesamt merklich verbesserte Fundamentalbild spiegelte sich auch in der Spreadentwicklung von Automobilanleihen wider, welche bis etwa zur Jahresmitte noch klar überdurchschnittlich ausfiel und danach auf ruhigere Bahnen einschwenkte.
Markus Roß