Industrie leidet weltweit unter Knappheit von Vorprodukten

 

Noch nie seit der Wiedervereinigung ist in der deutschen Industrie die Schere zwischen Auftragseingängen und Produktionsentwicklung soweit auseinandergegangen wie in den letzten Monaten. Seit Anfang des Jahres 2021 legten die Orderbücher im verarbeitenden Gewerbe um knapp 7% zu, während die Produktion um mehr als 3% zurückging. In der Autoindustrie ist die Entwicklung noch wesentlich dramatischer: Zwischen Januar und Juni 2021 konnten die KFZ-Hersteller in Deutschland gut 5% mehr Aufträge verbuchen, die Produktion musste jedoch im gleichen Zeitraum um fast 19% zurückgefahren werden.

 

 

Auf Basis der Umfrage von Ende Juli berichtete das ifo-Wirtschaftsforschungsinstitut, dass die deutsche Autoindustrie und ihre Zulieferer mit dem schlimmsten Engpass bei der Chipversorgung seit 30 Jahren konfrontiert sind. Eine Umfrage ergab, dass 83% der Unternehmen betroffen waren, gegenüber 65% im April. Dabei gehen viele Autofirmen offensichtlich davon aus, dass die Komponenten-Knappheit ihre Produktion bis weit ins nächste Jahr hinein beeinträchtigen wird.

 

 

Die Daten zum Halbleitermarkt (vgl. Grafik) zeigen unterdessen, dass die globalen Verkaufszahlen im Juni 2021 auf ein Rekordniveau angestiegen sind. Das Problem scheint also eher in der aktuell sehr großen Nachfrage und der unzureichenden Lagerhaltung in vielen Branchen zu liegen als in akuten Angebotsengpässen. Doch auch die Tatsache, dass weniger als 10% der globalen Halbleiterproduktion in Europa angesiedelt sind, dürfte zu den Schwierigkeiten der hiesigen Industrie beitragen.

 

Dr. Michael Holstein

 

 


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