Immobilien: Das Erreichen der Emissionsziele ist eine Herkulesaufgabe

Bei der Bekämpfung des Klimawandels haben wir keine Zeit zu verlieren. Immobilien spielen dabei eine besondere Rolle, weil sie fast 40% der weltweiten Treibhausgasemissionen verursachen. Außerdem sind Immobilien direkt von Klimafolgen wie Hitze und Starkregen betroffen.

Hohe Treibhausgasemissionen werden vor allem vom Heizen mit Öl und Gas sowie vom Bauen mit Zement verursacht. Dämmen und alternativen Heiztechniken ermöglichen zwar erhebliche CO2-Einsparungen, doch sind größere Erfolge kaum noch sichtbar. Trotz der rund 60 Mrd. Euro, die pro Jahr in energetische Sanierungen fließen, stagniert die CO2-Emission von Gebäuden in Deutschland (ohne Neubau) bei 120 Mio. Tonnen pro Jahr. Die Sanierung des in die Jahre gekommenen Bestands von 43 Mio. Wohnungen benötigt wohl eher Jahrzehnte als Jahre. Zudem steigt die Wohnfläche pro Kopf kontinuierlich an.

Bis 2030 sollen die Treibgasgase um 55% sinken. Die Klimaneutralität strebt Deutschland 2045 an. Dafür muss aber die Sinkrate deutlich steiler werden. Neben dem Fachkräftemangel bremsen hohe Kosten. Zudem sind hohe Mieten schon heute ein Reizthema. Bezahlbare Wohnungen lassen sich mit hohen Sanierungsumlagen schwerer realisieren. Es gibt aber auch erfolgversprechende Ansätze. Große Wohnungsgesellschaften, kommunale wie private, haben sich die Sanierung ihrer Bestände auf die Fahnen geschrieben. Zudem ist es effizienter, wenn anstelle von Einzelmaßnahmen ganze Quartiere saniert werden. Ein Ausbau der Digitalisierung im Immobilienbereich wäre ebenfalls hilfreich, um CO2-Emissionen transparenter zu machen und um den Immobilienbetrieb effizienter zu steuern.

Klar ist: Auf Eigentümer, Mieter oder Investoren kommen neue Standards, hohe Kosten und komplexe Entscheidungen zu. An „Grünen Immobilien“ kommt aber niemand vorbei. Die EU hat sie mit ihrer Taxonomie bereits zum Standard erhoben, dementsprechend stehen sie im Fokus der Anleger. Diese Objekte sind allerdings rar. Zertifizierte Gebäude sind im Vorteil, weil hier viele Daten schon vorliegen. Doch auch klimafreundliche Immobilien müssen sich wirtschaftlich betreiben lassen. Eine Herausforderung ist auch die lange Nutzungsdauer. Was heute angepackt wird, ist 2045 oft noch in Betrieb, ohne dass die zukünftigen Standards absehbar wären. Zudem müssen Immobilien an wandelnde Standortbedingungen angepasst und „wetterfest“ gemacht werden.

 

-- Thorsten Lange



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