Runde 3: Für die Opec+ steht einiges auf dem Spiel

Am vergangenen Donnerstag schien eine Einigung innerhalb der Opec+ so nah. Eine Produktionssteigerung von 2 Millionen Barrel pro Tag bis Jahresende war in Reichweite. Doch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) versetzten dem Deal einen vorzeitigen Knock-Out, weil gerade Abu Dhabi mehr Öl fördern will und einer Verlängerung des Produktionsrahmenplans bis Ende 2022 nicht zustimmt. Auch die zweite Verhandlungsrunde am Freitag verlief ergebnislos. Nun gehen die Verhandlungen heute in die dritte Runde (15 Uhr) und es steht viel auf dem Spiel.

 

Falls es keine Bereitschaft geben sollte, die Produktion, wie vorgesehen oder leicht angepasst, zu erhöhen, würde die Förderung zumindest in den nächsten zwei Monaten auf einem viel zu niedrigen Niveau verharren. Im ungünstigsten Fall sogar bis April 2022, wenn der aktuelle Rahmenplan ausläuft. In einem solchen Szenario würde die sich vergrößernde Knappheit den Ölpreis sehr deutlich steigen lassen und zu Inflationsspitzen führen. Saudi-Arabien und Russland wollen das unbedingt verhindern, aber sind bisher nicht bereit den VAE entgegen zu kommen.

 

Dies birgt eine erhebliche Sprengkraft. Schließlich ist auch denkbar, dass es keine Einigung gibt und sich die Mitglieder des erweiterten Kartells nicht mehr an die Vorgaben halten und die aktuellen hohen Preise ausnutzen. Die sich dann öffnenden Ölschleusen könnten wieder zu einem starken Preisrutsch bei Öl führen.

 

Die Opec+ ist zwar der wichtigste Ölpreistreiber, aber es wird immer schwieriger, das Ergebnis von Opec-Verhandlungen zu prognostizieren. Selbst wenn man sich auf den letzten Drücker einigen kann, verliert die Opec damit an Verlässlichkeit und letztlich auch an Glaubwürdigkeit. Für den Rohstoffanalysten mag das noch verkraftbar sein, aber wichtige Ölimporteure in China und Indien sehen das anders. Non-Opec Öl könnte also wichtiger werden. An unserer längerfristigen Prognose halten wir fest, wenngleich unser kurzfristiger Ausblick je nach Ausgang der heutigen Verhandlungen mit einem gesteigerten Prognoserisiko behaftet ist.

 

-- Gabor Vogel


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